Rezension

Heute habe ich leider kein Foto für dich

Jemand -

Jemand
von Elias Haller

Der Autor Elias Haller war mir bis dato vollkommen unbekannt, der Klappentext hat mich jedoch neugierig gemacht.

Dieser Thriller handelt von dem sogenannten Fotografen, seit 9 Jahren vom BKA gesucht, schafft er es immer zu entwichen. Seine Taten: Er tötet Frauen, entstellt ihre Körper und setzt das ganze auf morbide Weise in Szene um ein Foto zu machen. Dabei macht er von jedem Opfer genau ein Foto und verkauft es an den Höchstbietenden im Darknet. Bei den Vorbereitungen für sein diesjähriges Motiv wird er jedoch aufgehalten, denn bei seiner „künstlerischen Tätigkeit“ sieht er die siebenjährige Maria, die am Tag darauf als vermisst gemeldet wird und er hat sie als Letzter gesehen…

Ein künstlerisch veranlagter Mörder war auch für mich neu, hat aber gerade deshalb mein Interesse geweckt. Aufgrund des Klappentextes hatte ich sehr hohe Erwartungen, die jedoch nicht ganz erfüllt wurden.

Der Einstieg ist mir sehr schwer gefallen, denn es gibt mehrere Handlungsstränge, die lange Zeit nichts miteinander zu tun hatten, zu lange meiner Meinung nach. Dazu kamen dann Szenen aus der Vergangenheit, bei denen ich manchmal auch länger gebraucht habe, um diese richtig einzuordnen. Aufgrund der vielen Handlungsstränge gab es dementsprechend viele Charaktere. Die Szenen aus der Sicht des Fotografen waren für mich besonders interessant und spannend, jedoch wurden sie viel zu oft durch weniger handlungstragende Charaktere unterbrochen, dabei ist doch der Fotograf eigentlich der Hauptakteur, zumindest war dies mein Gedanke nach dem Klappentext. Die vielen Protagonisten empfinde ich als zu oberflächlich gestaltet und sie sind mir teilweise zu skurril, wodurch auch für mich der Lesefluss gestört wurde. Da gibt es das Geschwisterpaar Daniel und Josephine, die scheinbar durch alle sozialen Raster gefallen sind. Daniel ist drogenabhängig und Josephine versucht die Schulden ihres Bruders zu begleichen, wendet sich an den labilen Ermittler Kellmann, der auch so seine Probleme hat und gerät am Ende an die falschen Leute. Dann gibt es noch den Kaninchenfreund Eduard Schmidt, der wohl noch in der Stasi-Zeit festhängt und mit alten Stasi-Genossen seine geraubten Kaninchen zurückbekommen will und dabei auch an die falschen Leute gerät. Ich finde man merkt schon, dass das Ganze teilweise zu skurril für einen spannenden Thriller ist und kein Spannungsbogen aufrechterhalten werden kann.

Man erkennt, dass mir die Handlung zu viel war, dabei hat das Buch meiner Meinung nach so viel Potential. Der Schreibstil des Autors an sich ist sehr fesselnd und mitreißend, da ich die Szenen des Fotografens als sehr packend empfand und an dieser Stelle nicht aufhören konnte zu lesen. Die anderen Handlungsstränge empfand ich eher als langweilig und man könnte denken, dass durch diese der Roman gestreckt werden sollte. Ich habe diese Szenen nur gelesen, um endlich zur nächsten Fotografen-Szene zu gelangen und konnte das Buch problemlos bei jeder Seite weglegen, was mir sonst eher schwerfällt. Hätte sich der Autor nur auf den Fotografen konzentriert oder von mir aus noch auf einen weiteren Handlungsstrang wäre es ein spannender Thriller. Jedoch war das Buch kein ganzer Reinfall, dass letzter Drittel/Viertel konnte mich dann doch noch mitreißen, denn die Handlungsstränge finden endlich zusammen und es gibt ein Ende auf höchstem Spannungsniveau. Hier steht dann auch wieder der Fotograf und seine Verbindung zum Vermisstenfall Maria im Fokus und keine Kaninchen mehr, sodass dies meine Ansicht bestätigt, dass es viel zu lange Zeit viel zu viele unzusammenhängende Handlungsstränge gab.

Ich kann das Buch daher nur bedingt empfehlen. Vielleicht für Zwischendurch oder wenn man es als Mängelexemplar irgendwo findet, aber den vollen Preis ist es meiner Meinung nach nicht wert. Dennoch konnte mich der Autor an sich überzeugen, aber eben nicht mit diesem Buch, einem anderen würde ich, wenn es mir zufällig in die Hände fällt, noch eine Chance geben.