Rezension

Kampf gegen Dämonen

Liebewesen -

Liebewesen
von Caroline Schmitt

Dieses Debüt ist wirklich besonders, modern mit Witz, schlagfertigen Dialogen und einer sehr direkten aber nicht vulgären Sprache, dreht Protagonistin Lio ihr Innerstes nach außen. 

Ihre Kindheit in einer dysfunktionalen Familie mit einem schwachen, alkoholkranken Vater und einer lieblosen, gewalttätigen Mutter, die die Geburt ihrer Tochter Tag für Tag verflucht, hat deutliche Narben hinterlassen. Lio ist ihrem Körper fremd, tut sich schwer mit Berührungen.

Dennoch findet sie mit Hilfe ihrer Freundin und der Tinder App ihren Freund Max, der allerdings selbst große Probleme hat. Für ihn gibt es immer wieder dunkle Zeiten, in denen Depressionen sein Leben bestimmen. 

Als Lio ungewollt schwanger wird, will sie das Kind auf keinen Fall bekommen. 

Seite 124

„ ich war immer davon ausgegangen, dass ich gar nicht schwanger werden konnte. Mein Körper war kein richtiger Frauenkörper, allenfalls ein ausrangierter Prototyp. Außerdem musst die Natur doch ein Interesse daran haben, dass so jemand, wie ich sich nicht fortpflanzte.“

 

Mit ihrer Vorgeschichte, so ist sie sich sicher, sollte sie nicht die Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernehmen. Max dagegen, dem sie nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt hat, hält die Gründung einer Familie für die Lösung all ihrer Probleme.

Caroline Schmitt hat eine sehr reflektierte Protagonistin geschaffen, in deren Gefühlswelt man sich sehr gut einfühlen konnte.

Schade fand ich, dass die Probleme von Max und deren Ursache nicht noch tiefer beleuchtet wurden.

 

Das Buch ist mit seinen knapp über 200 Seiten sehr intensiv, trotzdem sehr flüssig zu lesen und bietet eine Menge Stoff zum Nachdenken. Ich mochte den Roman, der aber nicht für jeden etwas ist.

Eine Triggerwarnung hätte ich mir für sensible Leser:innen noch gewünscht.