Rezension

Absolut eindrucksvolles Romandebüt

Liebewesen -

Liebewesen
von Caroline Schmitt

Bewertet mit 5 Sternen

Biologin Lio lernt über eine Dating-App Max kennen, einen Radiomoderator. Doch von Anfang an scheint die Beziehung nicht rund zu laufen; das zeigt sich beim Sex, aber auch in fortwährenden Streitereien. Auch dass Lio irgendwann aus ihrer WG mit ihrer besten Freundin Mariam aus- und mit Max zusammenzieht, bringt nicht unbedingt eine Besserung – eher das Gegenteil. Als sie dann eines Tages auch noch ungeplant schwanger wird, scheint alles um Lio herum zusammenzubrechen. 

„Liebewesen“ ist das Romandebüt der Journalistin und Autorin Caroline Schmitt. Die Handlung wird aus der Sicht der Protagonistin Lio in der Ich- und Vergangenheitsform erzählt. Gerade das macht den Roman so eindrucksvoll, denn wir erleben hautnah mit, wie es in Lio aussieht und wie eine Beziehung unter all dem, was wir so als seelisches Gepäck mit uns herumtragen, zerdrückt werden kann. 

Wir erleben hier keinen Liebesroman, in dem es zwar Probleme gibt, diese sich dann aber aus lauter Liebe wieder ins Nichts auflösen. Nein, wir lesen von einem Paar, das sich streitet, das im Bett nicht kompatibel zu sein scheint, das sich gegenseitig bis zur Unerträglichkeit nervt – und das ist, auch wenn das individuelle Schicksal der beiden durchaus traurig ist, herrlich erfrischend. So ist es uns doch allen schon einmal gegangen, vielen geht es vielleicht immer noch so; warum das nicht auch offen aussprechen und zu Papier bringen? Lio und Max sind echt, sie sind wie wir.

Die Autorin schneidet in ihrem Roman einige wichtige Themen an. Lio lebt aufgrund von körperlichem und seelischem Missbrauch (in und außerhalb der Familie) im Krieg mit ihrem eigenen Körper. Max möchte Verständnis zeigen, versinkt aber selbst in seiner Depression, trinkt zu viel und lässt seine Therapie schleifen. Kurz gefasst: Die beiden tun einander nicht gut. In diese Situation bricht Lios ungewollte Schwangerschaft hinein, doch wenn die eigene Mutter einem die Worte „Ich wünschte, ich hätte dich nie geboren“ an den Kopf wirft, kann man dann überhaupt eine gute Mutter sein? Absolut eindrucksvoll und unheimlich wichtig!