Rezension

King ohne übernatürliche Elemente

Mr. Mercedes
von Stephen King

Eine Jobbörse mit 1000 Arbeitsplätzen ist angekündigt, und die Arbeitslosen stehen zu Hunderten die ganze Nacht Schlange, um einen Job zu ergattern. Doch vor der Öffnung rast ein Mercedes in die Menschenmenge und hinterlässt Tote und Schwerstverletzte. Der Massenmörder wird nicht gefasst. Detective Hodges muss in Rente gehen, ohne den Fall gelöst zu haben. Da nimmt der Mörder Kontakt mit ihm auf und sein Jagdinstinkt erwacht. Hodges gibt seinen Exkollegen keine Informationen, sondern ermittelt auf eigene Faust.

Parallel dazu wird in einem zweiten Handlungsstrang der Verlauf aus der Sicht des Mörders erzählt. Zunächst will er Hodges zum Selbstmord verleiten, doch dann plant er einen richtig großen Abgang, der das erste Massaker bei weitem übertreffen wird.

Dieser neue Roman von Stephen King enthält keine übernatürlichen Elemente; Fantasy und Horror haben hier keinen Platz. Erzählt wird eine Geschichte über Menschen, die alle ihre Eigenheiten haben - wen kann man da eigentlich als normal bezeichnen? Psychisch krank ist nicht nur der Mörder, sondern auch die Person, die Hodges hilft (wie, soll nicht verraten werden). Und so plädiert der Autor einerseits für mehr Verständnis für Außenseiter, andererseits weckt er Skepsis gegenüber den ach so normalen Nachbarn, die es gar nicht sind. Auch wenn King hier andere Elemente einsetzt: Auch hier stellt er unsere Weltsicht in Frage. Und das tut er mit erzählerischem Können: So zeichnet er auf den ersten Seiten ein Bild von drei Personen, die vor der Jobbörse warten, lässt den Leser sich mit ihnen identifizieren und ihnen vielleicht eine gemeinsame Zukunft andichten - um dann mit einigen sachlichen Sätzen von ihrem Tod zu berichten. Ein Horror ganz besonderer Art.