Rezension

Kuschelendzeitroman war gestern!

Dustlands - Die Entführung - Moira Young

Dustlands - Die Entführung
von Moira Young

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Durch die Wüste und über die Berge: In einer Welt nach unserer Zeit kämpft eine junge Frau um die Befreiung ihres Zwillingsbruders – und für die Freiheit eines ganzen Landes. Die 18-jährige Saba lebt sehr abgeschieden mit ihrem Vater, ihrem Zwillingsbruder Lugh und ihrer kleinen Schwester Emmi in einer extrem kargen Einöde am Silverlake – bis eines Tages vier bewaffnete Reiter auftauchen, um den Bruder zu entführen. Saba schwört, Lugh zu finden und zu befreien. Dazu muss sie ihr Zuhause verlassen, eine Wüste durchqueren und viele Gefahren überstehen. Sie wird gefangen genommen und verwundet. Auf ihrem abenteuerlichen Weg lernt sie die Welt jenseits des Silverlake kennen: Ein wüstes Land, in dem es keine Zivilisation mehr gibt, keine Bücher mehr, keine normalen Verkehrsmittel. Es wird von einem verrückten König und seinen Soldaten beherrscht, die die Bevölkerung mit einer Droge in Schach halten. In Hopetown muss Saba in der Arena kämpfen, aber sie trifft dort auch auf einen Mann, der sie liebt, und eine Truppe von Rebellinnen, die sie unterstützen. Doch kann sie ihnen wirklich trauen?

Cover:

Ich persönlich finde das Cover ziemlich gelungen. Ich mag den Eindruck, den das Buch vermittelt. Es zeigt, dass es um Wüste geht, ums Überleben und das es zu Kämpfen kommen wird. Es erinnert mich ein bisschen an "die Tribute von Panem", deswegen hatte ich wohl auch so hohe Erwartungen. Das versprach Tempo, Abenteuer....ein einsames Mädchen in einem Endzeitroman, welcher in einer Trockenen Wüste spielt. Wasserknappheit, Erschöpfung...ich hatte mich echt darauf gefreut. Und dann auch noch der Klappentext, der mir ebenfalls genau das Versprach. Und wenn es um Cover und Klappentext geht, dann würde ich auch volle Punkte vergeben, da sie einen wirklich dazu auffordern, dass Buch zu kaufen.

Schreibstil:

Wirklich, eigentlich habe ich nie was beim Schreibstil zu meckern. Ich finde ihn in den meisten Büchern flüssig, anschaulich und ziemlich gelungen. Da hatte ich aber auch noch nicht "Dustlands" gelesen.
Der Schreibstil ist in diesem Buch sehr, sehr holprig. Wörter werden verkürzt, die Sprache ist sehr simpel gehalten und trotzdem gibt es immerwieder Brüche. Es hat mich am Anfang unglaublich gestört, dass die Protagonisten immer "würd" statt "würde" und so gesagt hat, eben verkürzt und ziemlich primitiv. Ich kam am Anfang überhaupt nicht in das Buch rein und wurde erst zum Ende hin, als ich mich an den furchtbaren stil gewöhnt hatte ein bisschen mit rein gezogen.
Und obwohl das Buch sehr unangenehm zu lesen war, so hat es doch eine gute und authentische Atmosphäre aufgebaut. Denn was die Autorin hier wirklich gut gemacht, ist die Darstellung der Personen mithilfe des Schreibstils. Denn die Protagonistin kann weder lesen noch schreiben und wächst in einfachen Verhältnissen auf. Da ist es ja irgendwie klar, dass sie nicht unglaublich hochtrabende Sätze und Formulierungen geben kann. Trotzdem, obwohl dieser Schreibstil perfekt die Person wiedergibt, ich mag einfach nicht diese parataktische Satzstruktur. Und ich mag es auch nicht, wenn es wirklich überhaupt keine wörtliche Rede gibt!

Plot:

Der Plot ist an sich wirklich gute Idee. Ein eher blutiges Endzeitspektake mit einer starken Hauptperson und einem Familiendrama. So weit so gut. Allerdings wurde dieses nur mittelmäßig umgesetzt. Am Anfang wurde nicht erklärt, wie es zu dieser Welt kam, es wurde überhaupt nicht erzählt, wann das alles spielt. auch im laufenden Buch kam dies nie zur Sprache. Die Handlung hat sich leider nur auf die Hauptperson beschränkt. Dabei gab es wirklich so viele tolle Ideen!
Saba lebt in einer sterbenden Welt, mit einem durchgeknallten König, der von sich selbst immer in der dritten Person spricht, der eine Armee drogenabhängiger Soldaten hat. Chaal ist dort eine droge, die an die Arbeiter weitergegeben wird um diese williger zu machen. Alleine das hätte schon so schön ausgebaut werden können. woher kommt Chaal, wer hat es erfunden, wie ist die politische Situation...aber es wurde nichts so richtig erklärt.
Die eigentliche Handlung war alleine auf Sabas Weg durch die Wüste beschränkt, wie sie ihren Bruder sucht und wen sie alles kennelernt, Auch hier gab es gute Idee, die aber leider nur selten voll ausgebaut wurden. Allerdings gab es wirklich gute Wendungen, die ich kaum erwartet hätte. Das war wirklich erfrischend. Allerdings war das Ende des Buches wirklich sehr schöecht gewählt. Denn nach dem ersten Höhepunkt, nach dem eigentlich das Ende kommt und man sich schon darauf einstelllt, dass Buch nun zu beenden. Aber da kamen noch 50 Seiten und noch ein neuer Höhepunkt. Dieser war zwar viel, viel spannender als der erste, aber irgendwie...irgendwie war die Luft raus, die Aufgebaute Spannung war weg und das hat den Zweck wirklich ziemlich gemildert, wodurch dieser Höhepunkt wirklich etwas lahm rüber kam.

Personen:

Mit den Personen führe ich eine wirklich Hass-Liebe-Beziehung. Manche habe ich geliebt, andere konnte ich einfach nicht ausstehen.

Saba ist so eine Person. Wirklich, ich lese selten von einer so nervenden und so...unsympathischen Protagonistin! Saba war am anfang einfach nur...unglaublich naiv und launisch. Sie hat ihren ach so göttlichen Bruder angehimmelt, alles geglaubt, was er ihr gesagt hat. Sie hatte gar keine eigene Meinung. Ach doch, sie hat ihre kleine Schwester gehasst. Und das fande ich wirklich hart. Ich habe selbst eine kleine Schwester, mittlerweile aber schon älter, allerdings einen Bruder, der etwas jünger ist als Emmi. Deswegen fande ich Sabas Verhalten gegenüber Emmi einfach zu hart und zu übertrieben. Emmi tat mir unglaublich leid und ich konnt Saba alleine deswegen schon überhaupt nicht leiden. Ich hätte mich wirklich darüber aufregen können, manchmal standen mir wirklich Tränen in den Augen, weil ich so viel Mitleid mit der Kleinen hatte. Denn Emmi war für mich ein taffes, cleveres und eigenwilliges Mädchen, dass allerdings in ihrem Leben schon viel durchmachen musste. Ich meine, sie selbst fühlt sich schuldig, dass ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist, und dass ist schon ziemlich hart. Und Saba? Saba gibt ihr auch noch die Schuld! Allgemein ist sie unglaublich intolerant und aggressiv. Jeder, der ihr etwas gute tun will, bekommt gleich darauf eine Schimpftirade, wird geschlagen oder doof angemacht. Und dann ist sie noch empört und sauer über denjenigen! Wirklich, ich konnte sehr oft nur über sie den Kopf schütteln, wirklich eine schlimme Hauptperson!

Von Lugh erfährt man leider sehr wenig, aber anfangs kam er mir wirklich ziemlich sueisch vor, also viel zu perfekt und ohne richtige Schwäche. Zum Glück ändert sich das noch zum Ende des Buches. Ich hoffe, dass ich im zweiten Band mehr über ihn herausfinden kann.

Ike war mir von Anfang an sympathisch! Ich habe viel über ihn gelacht, er hat mir immer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und das ganze Buch etwas aufgelockert. Ihn mochte ich wirklich am liebsten, auch wenn er gerne noch etwas mehr Hintergrundgeschichte haben könnte. Wie ich Jack einschätzen soll, weiß ich leider nicht. Er scheint mir einerseits sehr charmant und liebenswert, andererseits ist er ziemlich blass geblieben und man weiß sehr wenig über ihn. Hoffentlich ändert sich das in Band 2.

Meine Meinung:

"Dustlands - Die Entführung" ist insgesamt ein Buch, welches mich ziemlich zwiegespaltet zurückgelassen. Ich weiß immer noch nicht, was ich so recht davon halten soll. Auf jeden Fall wurden meine wirklich hohen erwartugen nicht erfüllt, was mich wirklich enttäuscht. Ich hatte einfach mehr tiefe, mehr Originalität und mehr...ich weiß nicht, mehr Spannung erwartet. Der Schreibstil hat mich  auf jeden Fall sehr abgeschreckt, ich weiß, er macht das Buch gleichzeitig authentischer..aber ich liebe schöne und anspruchsvolle Schreibstile, die mich gefangen nehmen, flüssig zu lesen sind und eine schöne Atmosphäre aufbauen, wobei letzteres ja auch der Fall ist. Allerdings lassen die Personen sehr zu wünschen übrig, vor allem die Hauptperson mochte ich überhaupt nicht.
Die Handlung lässt wirklich noch viel Luft nach oben und bietet viel Potenzial, dass auf jeden Fall in den folgenden Bänden ausgeschöpft werden sollte. Die Folgebänder werde ich sehr wahrscheinlich lesen. Denn auch wenn "Dustlands"  ziemlich viele Kritikpunkt besitzt, so war es doch eine schöne, kurzweilige Unterhaltung, und eine Dystopie, in der es auch endlich mal etwas härter zuging und auch ein krasseres Bild eines Endzeitromans aufgetreten ist.
Wer also gerne mal eine Dystopie lesen möchte, die kein Kuschelendzeitbuch ist, sollte sich "Dustlands - Die Entführung" zu Gemüte führen, zumindest wenn einen unsympathischen Figuren und eine wenig Tiefgründige Handlung sowie ein sehr eigener Schreibstil ansprechen.