Rezension

Überraschend gut

Dustlands - Die Entführung - Moira Young

Dustlands - Die Entführung
von Moira Young

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Teil von "Dustlands" hat mich wirklich überrascht. Nachdem ich nicht so der Dystopienfan bin, hatte ich keine hohen Erwartungen an diesem Buch. Zumal man so unterschiedliche Meinungen darüber liest.
Doch "Dustlands" hat bewiesen, dass eine Dystopie, die nichts mit Panem zu tun hat, trotzdem gut sein kann.

Auf den ersten Seiten habe ich allerdings erstmal Panik bekommen, weil der Schreibstil wirklich außergewöhnlich ist. Denn es fehlen die Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. Erst dachte ich, dass ich mich da nie dran gewöhnen werde, aber komischerweise ging das dann doch. Ich glaube man muss auch ein bisschen gewillt sein mit diesem Stil zurecht zukommen.

Ich habe auch schon oft gelesen, dass die Grammatik bemängelt wurde. Da muss ich sagen, dass mich die fehlenden "e"s am Ende eines Verben (z.B. sag statt sage) überhaupt nicht gestört haben. Irgendwie passte das zur Grundstimmung von dem Buch.

Nun zu den Charakteren. Saba ist ein ziemlich dickköpfiges Mädel. Am Anfang grenzte es schon ein wenig an Arroganz und bis sie mir richtig ans Herz gewachsen ist, war das Buch auch schon fast zu Ende. Wie Saba mit ihrer kleinen Schwester Emma umgeht fand ich schon echt mies. Aber das schöne ist, dass die beiden eine Entwicklung macht und auch wenn sie nicht zu Ying und Yang werden, hat diese Entwicklung auch dazu beigetragen, dass man Saba irgendwie mag.

Als Jack dann auftaucht war ich nicht gerade verliebt in ihn. Auch er hat eine kühle Art an sich, an die ich mich erst gewöhnen musste. Aber er macht keinen Hehl daraus was er für Saba empfindet und das er ihr um jeden Preis helfen will fand ich auch ganz niedlich.

Ich finde es insgesamt sehr gut, dass "Dustlands" nicht einmal kitschig wird, trotz der kleinen Liebesgeschichte. Viel mehr dreht sich die Story um Freundschaft, Familie und Vertrauen.

Die Idee eine solche Zukunft zu schaffen, wie es Moira Young gemacht hat, finde ich jetzt nicht schlecht. Allerdings wurde nicht einmal erwähnt, wie es zu der Veränderungen der Gesellschaft kam. Man könnte fast meinen, dass die Menschheit mehrere Schritte zurückgemacht hat. Ab und zu erinnert dann die Geschichte zu sehr an das antike Rom, zum Beispiel mit den Gladiatorenkämpfen. Und die ganze Zeit bleibt das "Warum?".

"Dustlands" ist eine der wenigen Dystopien, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ich mochte die Charakteren, die keineswegs 08/15 sind. Kitschige Romantik sucht man im ersten Teil vergebens. Einen Punkt muss ich allerdings abziehen, weil man nichts über die Entwicklung der Gesellschaft erfährt. Das soll wohl aber im zweiten Teil der Fall sein.