Rezension

Leider kein Schatz

Der Wortschatz
von Elias Vorpahl

„Der Wortschatz“ erzählt im Wesentlichen die Geschichte eines kleinen Wortes, das auf der Suche nach seiner Identität ist. Dieser Weg dorthin ist mit allerlei Abenteuern und bizarren Gestalten gespickt. Außerdem ist das Buch aber auch eine Hommage an das Lesen und die Literatur – und so etwas lese ich ja grundsätzlich gerne.

Hier aber fiel mein Leseerlebnis letztendlich eher zwiespältig aus. Die Idee und den Aufbau an sich finde ich auch immer noch wirklich schön und auch der Schreibstil lädt eigentlich zum Genießen ein. Nur inhaltlich waren doch zu viele Stellen dabei, die mich nicht so recht begeistern konnten.

Der Beginn der Geschichte erinnerte mich schon leicht an den Alten vom Wandernden Berge aus „Die unendliche Geschichte“ – eines meiner absoluten Lieblingsbücher und daher kam es in diesem Moment fast zum Gefühl einer Art freudigen Wiedersehens. Dieser Anfang ließ mich auch sehr neugierig und vor allem optimistisch in die Geschichte starten und die ersten Seiten vermochten mir ja auch äußerst gut zu gefallen. Ein Buch aus der Sicht eines kleinen Wortes, als wäre es ein eigenständiges Lebewesen? Das war, zumindest für mich, durchaus etwas Neues.

Leider kamen recht schnell zwei Punkte hinzu, die mir so gar nicht gefallen wollten, weshalb sich die doch wenigen Seiten am Ende stark in die Länge zogen.

Zum einen gab es Passagen, die mir einfach zu abstrakt waren. Natürlich ist auch die Personifizierung eines Wortes nicht unbedingt realitätsnah, aber immer noch vorstellbar. Genau so, wie ich mit gegenstandsloser Malerei nichts anfangen kann, brauche ich auch in der Literatur zumindest etwas entfernt Greifbares, damit die Geschichte für mich einen Sinn ergibt. Ansonsten gleicht das schnell einem verwirrenden Geschwurbel, das mir einfach nicht gefallen will.

Der andere Punkt ist, dass es mit der vermutlichen Hommage an andere Bücher für meinen Geschmack zu sehr übertrieben wurde. Einen eher kleinen Wink wie den bereits erwähnten Geschichtenschreiber sehe ich tatsächlich sehr gerne, vor allem, wenn ich das zitierte Werk selbst sehr mag, aber hier tauchten neben einer an „Alice im Wunderland“ erinnernden Runde Tee auch Figuren auf, die einen ganzen Tick zu stark an „Die unendliche Geschichte“ angelegt waren. Der Gegenpart zur „uralten Morla“ wirkte teilweise fast wie eine 1-zu-1-Kopie in Beschreibung und ihrer Ausdrucksweise. Spätestens hier hat das Buch doch ganz stark an Sympathie eingebüßt. Beim Rest der Geschichte hat doch der Autor bewiesen, dass er durchaus Fantasie besitzt – warum dann so offensichtlich (ich möchte eigentlich nicht „billig“ sagen) kopieren?

Insgesamt ist das sehr schade. Ich hätte das Buch gerne gemocht; die Grundidee finde ich auch nach wie vor toll. Die erwähnten Kritikpunkte allerdings wiegen zu stark und nur aufgrund der dennoch schönen Sprache bekommt „Der Wortschatz“ knapp 3 Sterne von mir.