Rezension

Leon erbt einen Weinberg - und Ärger

Schwarzer Lavendel - Remy Eyssen

Schwarzer Lavendel
von Remy Eyssen

Bewertet mit 4 Sternen

Direkt nachdem ich den ersten Band ausgelesen hatte, griff ich zum zweiten Band der Leon Ritter-Krimiserei, zu "Schwarzer Lavendel", und versetzte mich gleich wieder in die beschauliche Provence. 

Leon lebt mittlerweile seit über einem Jahr in Le Lavandou, nach wie vor bei Isabelle. Diese hält ihre Tochter Lilou kurz, sie hat Angst um sie, verständlich nach den Vorfällen im ersten Band. Leon versteht es zu vermitteln, er hat einen guten Draht zu Lilou. Auch zu Isabelle - zwischen ihnen knistert es gehörig. Was den eifersüchtigen Polizeichef Zerna noch unberechenbarer macht und noch gereizter als eh schon auf Leon reagiert.
Leon erbt einen Weinberg und freut sich, doch die Behörden wollen ihm seinen Besitz nicht gönnen. Als eine Leiche auf seinem neuen Grundstück gefunden wird, wird er fast noch selbst verdächtigt. Die mumifizierte Leiche lenkt ihn zum Glück ab und fasziniert ihn; selten bekommt er solch gut erhaltene Leichen auf den Tisch. Isabelle kümmert sich derweil um Anna Winter, eine Deutsche, die ihre Schwester vermisst. Viel zu spät merken die Ermittler, dass ein Zusammenhang besteht und auch Anna in Gefahr ist.

Der Krimi-Aufbau ist ähnlich wie im ersten Band. Ich befürchtete schon, dass zuviel Ähnlichkeiten auftauchen, doch der Autor bekam den Rank gerade noch. Für einen allfälligen dritten Band wünsche ich mir ein, zwei Personen mehr, die als Täter in Frage kommen, sonst wird es mir langweilig. Auch wenn falsche Fährten ausgelegt wurden, war mir (wie bereits im ersten Band) schnell klar, wer da seine Finger im Spiel hat. 
Irgendwie stört es mich ein wenig, dass die Titel nicht wirklich zum Inhalt passen. Die Ortschaft Le Lavandou erinnert zwar an den Lavendel im Titel, doch ansonsten haben sie nichts mit dem Inhalt gemein.
Eine weitere kleine Ungereimtheit hat sich mir eröffnet, als Monique gegen Ende des Buches einen kritischen Blick auf Isabelle wirft. Als ob sie sich nicht kennen. Jedoch hat Monique Leon anfangs des ersten Teils die Unterkunft bei Isabelle empfohlen, weil Isabelle die Schwester von Moniques Schwager ist. Da nahm ich an, dass die zwei Frauen sich kennen, was jetzt aber gar nicht so tönte.  
Es sind nur diese kleinen unrunden Details, die meine einzigen Kritikpunkte an der Leon-Ritter-Serie sind.  

Die Kapitel sind kurz und somit für alle die abends im Bett "nur noch schnell ein Kapitel" lesen (und daraus dann mindestens drei weitere Kapitel werden... oder mehr...) ideal. 
Wie schon im ersten Band analysiert Leon seine Mitmenschen, er kann fast nicht anders und stellt hier eine beginnende Parkinson oder dort Diabetes fest - was er wohlweislich für sich behält. Auf seinen Autofahren hört er mit Vergnügen Radio Nostalgie (kann man übrigens übers Internet hören - für passende Musik während der Lektüre ist gesorgt!) , denkt über seine Fälle nach und geniesst die Ruhe, die er bei seinen Besuchen auf dem Polizeirevier nicht hat. Dort herrschen die üblichen Rangeleien zwischen Zerna und Kommissarin Lapierre, und Masclau riskiert nicht nur auf dem Revier zu oft eine grosse Klappe (und ich wette, in einem der nächsten Büchern fällt er tief), sondern auch beim Boulespiel. Die Boule-Clique ist auch in diesem Band mit dabei. Ihre, wie auch sämtliche andere Charaktere im Buch, sind auch dieses Mal treffend gezeichnet. Veronique gefällt mir fast am besten.

Ich habe den Kriminalfall sehr gerne gelesen, mir gefallen die Beschreibungen der Umgebung, finde die Figuren toll dargestellt, Leon ist mir sympathisch, ich mag sein Durchhaltewillen, der Fall ist spannend und stimmig. 
Da der Krimi im Herbst spielt, passt er momentan hervorragend zur Saison und allen, die gerne "saisonal" lesen, kann ich ihn nur empfehlen. 

Fazit: Ein schlüssiger und vor allem spannender Kriminalfall mit viel Lokalkolorit. 
4 Punkte.