Rezension

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Liebesgeschichte mit tiefgründigem Thema

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Inhalt:

Die 27 jährige Louisa führt ein bescheidenes, aber solides Leben. Sie wohnt noch im Haus ihrer Eltern, die sie finanziell mit unterstützt, arbeitet in einem kleinen Cafe und hat seit etlichen Jahren einen festen Freund, Patrick.

Doch dann verliert sie ihren Job, ihre Beziehung wird immer komplizierter und auch bei den Eltern stehen mal wieder finanzielle Sorgen an.

Und so kommt es, dass Louisa, kurz Lou, einen Job als Betreuerin für einen im Rollstuhl sitzenden Mann annimmt. Der Mann ist Will und hatte vor einiger Zeit einen Unfall, der ihn für den Rest seines Lebens an den Rollstuhl fesselt. Will kann nichts mehr alleine. Aber er ist alleine. Seine damalige Freundin hat ihn verlassen und seine Eltern sind beruflich komplett eingespannt. Er geht auch nicht mehr nach draußen und hat keinen Kontakt mehr zu früheren Freunden oder Arbeitskollegen. Lediglich sein Pfleger Nathan ist eine Kontaktperson, die Will jeden Tag sieht.

Lou hat es am Anfang nicht leicht. Sie hat immerhin keinerlei Erfahrung und Will macht es ihr mit seinen Launen auch nicht gerade einfach! Ihr Freund Patrick hat keinerlei Verständnis für ihre neuen Sorgen und wird auch noch eifersüchtig auf Will, da sie nun mal viel Zeit mir ihm verbringt. Lou ist mehrfach kurz vor dem aufgeben, vor allem als sie dann erfährt, dass Will seinem Leben ein Ende setzen will und seine Mutter alle Hoffnung in Lou setzt, ihn davon abzubringen.

Zusammen mit ihrer Schwester plant Lou eine Menge Auflüge und Aktivitäten. Sie möchte Will zeigen, dass sein Leben trotz allem schön sein kann. Und langsam aber sicher verliebt sie sich in Will...

Persönliche Meinung:

Dieses Buch wurde ja seeeehr lange hoch in den Himmel gelobt und im Dezember kam ich nun auch endlich in den Genuss es zu lesen. Meine Erwartungen waren natürlich aufgrund der vielen positiven Empfehlungen sehr hoch.

Als erstes ein Wort zum Schreibstil: Dieser ist wirklich sehr gut und flüssig. Das Buch liest sich gut und wird meiner Meinung nach an keiner Stelle langweilig.

Die Charactere sind gut ausgearbeitet und besonders toll finde ich Will. Denn selten macht man sich darüber Gedanken, wie es diesen Menschen eigentlich geht. Jeder von uns sieht täglich Menschen mit Behinderung. Die Rollstühle blockieren uns oft den Weg oder halten den Verkehr auf, wenn man es eilig hat. Auch ich erwische mich oft dabei, dass ich etwas aufseufze. Dies tut man irgendwie ganz automatisch ohne es böse zu meinen! Aber wie fühlen sich diese Menschen? Wie geht es ihnen eigentlich damit? Denken wir da wirklich drüber nach? Ich habe es nicht oft getan oder zumindest nicht ausführlich. Klar denkt man dann: Oh, der/die Arme! Aber was noch? Unsere Gedanken sind doch sofort wieder bei einem unserer eigenen Problemen.

In diesem Buch werden uns diese Menschen zumindest ein klein wenig näher gebracht. Man denkt dann doch mal darüber nach wie es ihnen geht. Und man fragt sich, wie man selbst damit umgehen würde. Aber richtig beurteilen können wir das nicht!

Bewundernswert finde ich aber auch Lou. Ich persönlich hätte jede Menge Hemmungen gehabt. Aber bei ihr sieht man, wie sie in die Aufgabe reinwächst. Wie sie sich bemüht das Richtige zu tun. Es gibt sicher nicht viele Menschen, die so wären.

Die Geschichte an sich hat mich wirklich berührt, war aber irgendwie auch vorhersehbar.

Bewertung:

Das Buch bekommt von mir 4 ****. Eigentlich wollte ich nur 3 geben, aber das erschien mir bei einem Buch mit solch ernstem Thema unpassend. Warum? Ich fand das Buch hatte viel von “Ziemlich beste Freunde”. Und diesen Film habe ich erst vor einiger Zeit geschaut. Natürlich macht es das Buch dadurch nicht schlecht, aber die Idee an sich war halt für mich irgendwie schon vorhanden. Und außerdem konnte man sich irgendwie von Anfang denken, wie das eigentlich alles endet. Die Tränen blieben bei mir aus. Es ist aber ein gutes, solides Buch und ich kann es auch weiterempfehlen. Aber ein riesiges Highlight war es für mich einfach nicht.