Rezension

Unbeschreibliche Gefühle

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Will ist Mitte dreißig und seit einem Unfall vor drei Jahren querschnittsgelähmt. Er kann nur noch seinen Kopf bewegen und ist 24 Stunden am Tag auf fremde Hilfe angewiesen. Er hält dieses "Leben" nicht mehr aus und beschließt bei Dignitas in der Schweiz aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Doch seine Eltern können ein halbes Jahr Aufschub heraushandeln. Sie stellen Louisa als Pflegehelferin an. Und Louisa, genannt Lou, tritt diese Stelle eigentlich aus Verzweiflung an. Sie ist 26, hat ihren Job als Kellnerin verloren, hat keine Ausbildung absolviert, braucht aber das Geld um ihre Familie zu unterstützen.

Zwei unterschiedliche Welten treffen hier aufeinander, Will aus der priviligierten Uper-Class und Lou, aus ärmlichen Verhältnissen. Will, der vor seinem Unfall durch die Welt reiste, Extremsportarten liebte und ein angesehener Londoner Unternehmer war.
Lou, deren Leben sich bisher nur in der schottischen Kleinstadt abspielte.

JoJo Moyes ungewöhnliche Liebesgeschichte wird meist aus Sicht von Louisa erzählt, sie schafft es, dadurch den Leser sofort in den Bann zu ziehen. Ab und an wird auch ein Kapitel den anderen Beteiligten gewidmet. So kommen auch Will, seine Eltern und Nathan, sein Pfleger zu Wort.

Vor allem schafft JoJo Moyes es, den Leser zum Nachdenken zu bewegen, über Entscheidungen, über Gefühle und das Leben. Über das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen, den Umgang mit Behinderten und den Gefühlen der Angehörigen.
Nichts ist schwarz oder weiß. Keine Entscheidung kann pauschaliert werden. Der Einzelne steht im Vordergrund.

Dies ist eine Geschichte von zwei Menschen, die sich begegnen und sich verlieben, die kämpfen und Rückschläge hinnehmen müssen.
Eine Liebesgeschichte, die anders ist als alle anderen, weil Will und Lou anders sind als alle anderen.
Ein Buch so bittersüß wie das Leben, eine Geschichte, die einfach erzählt werden musste und die man lesen muß, um mitreden zu können.

Eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.