Rezension

Lohnenswertes Jugendbuch, das mich allerdings nicht völlig euphorisch zurückließ

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
von Ali Benjamin

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ ist das Debüt und zugleich ein riesen Erfolg der amerikanischen Autorin Ali Benjamin. Das Buch wurde für den National Book Award nominiert, was beim potentiellen Leser vermutlich direkt hohe Erwartungen schürt.

 

Eine Geschichte, die tiefgründig anzumuten scheint, der Hanser Verlag und ein Buch aus kindlicher Perspektive, dies sind drei Komponenten, die meiner Meinung direkt für ein Buch sprechen. Wenn dann noch mit einem so renommiertem Preis und einer laufenden Verfilmung geworben wird, führt für mich kein Weg daran vorbei – das Buch muss gelesen werden. Und auch wenn es mich nicht in der erwarteten Euphorie zurückgelassen hat, so kann ich durchaus zugeben, dass die Geschichte auf die ein oder andere Weise lesenswert ist.

 

Worum geht es überhaupt?

 

Suzy hat das Sprechen aufgegeben, seitdem ihre Klassenkameradin „einfach so“ ertrunken ist. So teilt man es ihr zumindest mit, doch dass Dinge „einfach so“ geschehen, will das junge Mädchen nicht akzeptieren. Bei einem Besuch eines Aquariums wird sie auf eine hochgiftige Quallenart aufmerksam, deren Stiche meist nicht als solche identifiziert werden können. Das scheint für Suzy die Lösung und sie setzt alles daran, dies zu beweisen und die anderen Menschen aus ihrer Sorglosigkeit zu wecken.

 

Suzy ist ein ganz besonderer Charakter, ihr fällt es schwer sich den Oberflächlichkeiten ihrer Mitschüler anzupassen, stattdessen beschäftigt sie sich lieber mit Naturwissenschaften und geht ihren eigenen Weg. Umso härter trifft es sie, als ihre beste Freundin plötzlich beginnt, sich für Jungs zu interessieren und anscheinend nur noch ihr Aussehen als wichtig ansieht.

Die Geschichte ist auf mehreren Ebenen spannend. Zum einen lernen wir rückblickend Suzy in ihrer Unschuld und Begeisterungsfähigkeit kennen und erfahren, wieso sie der Tod ihrer Mitschülerin derart traumatisiert hat, dass sie aufhört zu sprechen.

Zum anderen begleiten wir sie auf ihrem Weg der Trauerverarbeitung, lauschen ihren (teils sehr philosophischen) Gedankengängen und erleben ihre Entwicklung mit.

Was mir zusätzlich sehr gut gefiel, war die Leidenschaft und die Faszinationsfähigkeit Suzys für das Meer (auch die Autorin hat diese Faszination, was man deutlich zu spüren bekommt), jedes Kapitel beginnt zudem mit der Illustration einer Qualle (der englische Titel ist im Übrigen „the thing about jellyfish“).

 

Weniger gefielen mir jedoch die Dialoge, die auf mich eine teils sehr gekünstelte Wirkung hatten, was umso bedauerlicher war, da ich die gesamte Geschichte schon als ziemlich authentisch empfand. Zudem ist es keine Geschichte, die sich nachhaltig in mein Gedächtnis oder mein Herz eingenistet hat. Daher die eingangs erwähnte fehlende Euphorie. Dennoch eine lesens- und lohnenswerte Geschichte.