Rezension

Mit den Farben einer Frau

Frida Kahlo und die Farben des Lebens - Caroline Bernard

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
von Caroline Bernard

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine mitreißende und berührende Charakterstudie einer außergewöhnlichen Frau, deren Leben mindestens genauso bunt war wie ihre Bilder. Absolut lesenswert.

"Du hast aus deinem Schmerz heraus ein Meisterwerk geschaffen. Niemals zuvor hat eine Frau eine solche mit dem Tod ringende Poesie auf die Leinwand gebracht. Das ist wie eine expressionistische Explosion, genau das ist es! Ich habe noch nie ein Bild von einer derartigen Wahrhaftigkeit gesehen, dafür gibt es in der Kunstgeschichte kein Vorbild. Du bist ein Genie, Fridita, viel mehr, als ich eines bin.“

Frida Kahlo und die Farben des Lebens, E-Book, S. 150

Die historische Romanbiografie über das Leben der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo von Caroline Bernard ist im September 2019 im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen. Es ist der 11. Band der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“.

Darum geht’s

Die lebensfrohe Frida möchte Medizin studieren. Sie ist verliebt und freut sich auf ihre Zukunft. Ein schlimmer Unfall zerstört diese Träume und auch ihre Gesundheit. Monatelang ans Bett gefesselt, verarbeitet Frida ihre körperlichen und psychischen Schmerzen in ihren Bildern. Leid und Leidenschaften begleiten Frida ihr Leben lang und machen sie zu einer Ausnahmekünstlerin, die sich die Anerkennung der ganz Großen verdient.

Mein Leseerlebnis

Lebensfreude, leuchtende Bougainvilleen, duftende Blüten und zirpende Grillen unter der Sonne Mexikos: Caroline Bernard entführt mich in ein Paradies, das ich gar nicht mehr verlassen wollte. Durch den bildhaften und fesselnden Schreibstil läuft Fridas Leben wie ein Film vor meinem inneren Auge ab.

Der Autorin gelingt es, sich in diese zugleich gebrechliche und starke Frau hineinzuversetzen und ihre Gedanken und Seelenleben einfühlsam zum Leben zu erwecken. Gemeinsam mit ihr treten die Leser*innen eine schillernde Reise an, die nicht nur in die USA und nach Paris sondern auch durch Liebe und Schmerz, Leidenschaft und Enttäuschung, Krankheit und Heilung hin zu Inspiration und Selbstfindung führt.

Während mir Frida sehr ans Herz gewachsen ist und ich ihre Gefühlswelt und ihre Entscheidungen gut nachvollziehen konnte, bleiben viele der Nebencharaktere etwas sonderbar und rätselhaft. Ob skurrile Persönlichkeiten der Künstlerszene, kämpferische Kommunisten oder die mexikanische Kultur: Fridas Umfeld war auf jeden Fall so bunt wie ihre Bilder und sorgt in dem Roman für die eine oder andere Überraschung sowie gute Unterhaltung.

Zwar werden politisch-historische Begebenheiten, insbesondere zum Kommunismus und zum Zweiten Weltkrieg, benannt, aber sie spielen keine zentrale Rolle. Das Gefühl einer Zeitreise kam daher nur in einigen Momenten auf. Über lange Passagen hinweg könnte Fridas Leben auch in der Gegenwart spielen. Leser*innen, die sich viele Fakten zum Zeitgeschehen und politische Bezüge wünschen, werden eher enttäuscht werden. Der Roman ist eine Charakterstudie und bleibt nah an der Gefühlswelt der Protagonistin.

Fazit 

FRIDA KAHLO UND DIE FARBEN DES LEBENS ist eine mitreißende und berührende Charakterstudie einer außergewöhnlichen Frau, deren Leben mindestens genauso bunt war wie ihre Bilder. Absolut lesenswert.