Rezension

Ode an den Vater

Vati
von Monika Helfer

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Familienmitglied von Monika Helfer durfte ich bereits in „Löwenherz“ kennenlernen und zwar ihren verstorbenen Bruder Richard. Nun war ich neugierig auf ihren Vater Josef, den sie in diesem Roman porträtiert. 

Bevor Josef seine Matura abschließen kann, muss er an die Front, verliert ein Bein und lernt im Lazarett seine künftige Ehefrau kennen. Traumatisiert kehrt er zurück und wird Verwalter des Kriegsopfererholungsheims auf einem Hochplateau im Vorarlberg, wo er sich eine Bibliothek einrichtet. Monika, die sich besonders gern an die geselligen Abende mit den Gästen und an die Vorlesestunden erinnert, verlebt mit ihren Schwestern dort eine „paradiesische Kindheit“.

Auch diesmal legt die Autorin keinen Wert auf Chronologie oder Vollständigkeit, zumal sie wenig weiß über ihren Vater, und doch wird dieser mit seinen Eigenheiten und seiner innigen Liebe zu Büchern greifbar, weil sie ganz charakteristische Szenen beschreibt. Er unternahm zum Beispiel eine unglaubliche Rettungsaktion, als er von Umbauplänen des Erholungsheims samt Bibliothek erfuhr, oder „schob ein Buch dazwischen“, um etwas Wichtiges zu sagen. 

Viele weitere interessante Figuren wie Monikas Mutter, Stiefmutter, Tanten und Onkeln wirken in dieser lesenswerten autofiktionalen Familiengeschichte mit und bringen uns sowohl die Traumata als auch die wenigen heiteren Momente in der Kriegs- und Nachkriegsgeneration des Zweiten Weltkriegs näher.