Rezension

Trauriger Vati

Vati
von Monika Helfer

Die österreichische Autorin Monika Helfer wollte mit dem Schreiben und Veröffentlichen der Geschichte ihrer Familie warten, bis sie damit keinem Mitglied mehr weh tun konnte. Dieses Vorhaben war offenbar mit der Veröffentlichung ihres Romans „Die Bagage“, in dem sie ihre Familie mütterlicherseits beschreibt, abgeschlossen. 
Der nun vorliegende Nachfolgeband „Vati“, in dem sich Helfer der Geschichte ihres Vaters widmet, führt beide Seiten der Familie zusammen. Dem einen, wie dem anderen Band kann ich, trotz aller Dramatik, die Helfer und ihre Angehörigen in ihrem Leben hinnehmen mussten, nichts abgewinnen. 
Weil Monika Helfer stets darauf bedacht ist, ihre Eltern nicht zu kritisieren, ihnen keine Schuld an diversen Tragödien im Leben der Familie zu geben und versucht, ganz neutral auf alles zu blicken, bleibt die Erzählung seltsam blutleer. 
Des Öfteren fragte ich mich, welche Haltung Helfer eigentlich vertritt, und wenn sie sich in ihren autobiografischen Romanen einer klaren Haltung enthält, was sollen mir die Bücher dann sagen? Was will die Autorin sagen? Ist eine neutrale Beschreibung wirklich genug? 
Sympathisch ist mir keine Figur, Mitleid habe ich mit Vatis Kindern, die nicht nur in teils prekären Verhältnissen aufwachsen, sondern auch mit Eltern geschlagen sind, die zumeist selbstsüchtig handeln. 
Einzig die Liebe Vatis zu den Büchern ist anrührend und hat bei Monika Helfer ja offensichtlich Früchte getragen. 
Das Reservoir an durchaus interessanten Charakteren in Helfers Familie ist wahrscheinlich Stoff für weitere Bände ihrer Autobiografie. Ich werde dann nicht mehr mitlesen.