Rezension

packend & mitreißend in ein zukünftiges NY

Young World - Die Clans von New York - Chris Weitz

Young World - Die Clans von New York
von Chris Weitz

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Es gab ein Leben davor. Dann kam die Seuche. Übrig blieben nur die Teenager. Jetzt, ein Jahr danach, werden die Vorräte knapp und die Überlebenden organisieren sich in Clans.
Jefferson, Führer wider Willen des Washington-Square-Clans, und Donna, in die er heimlich verliebt ist, haben sich ein halbwegs geordnetes Leben in all dem Chaos aufgebaut. Doch als Brainbox, das Genie ihres Clans, eine Spur entdeckt, die zur Heilung der Krankheit führen könnte, machen sich fünf von ihnen auf in die gefährliche Welt jenseits ihres Rückzugsortes - Schießereien mit feindlichen Gangs, Flucht vor Sekten und Milizen, Überleben in den Gefahren der U-Bahn-Schächte inklusive.
Denn trotz aller Aussichtslosigkeit glaubt Jeff an die Rettung der Menschheit.

kurze Einblicke:

Als alles zusammenbrach und die Lichter ausgingen, haben sich viele Menschen auf dem Platz versammelt. Hoffnungsvoller Kumbaya-Kram. Kerzen, Joints und vegetarische Aufläufe. Eine Gruppe Trommler gesellte sich dazu und legte los. Es gab Conga-Spieler aus Spanish Harlem, Rockertypen aus dem East Village, Straßenmusikanten, die auf umgedrehte Farbeimer eindroschen. Als es mit der Krankheit immer schlimmer wurde, wurde der Kreis immer größer, als wollte die Stadt beweisen, dass ihr Herz noch schlug.
Seite 75

Peter stöhnt und stellt sich an, als ich sein Ohr versorge. Jungs sind solche Weicheier. Ständig diese Filme, wie hart und zäh sie sind, dabei würde ich gern mal sehen, wie sie eine Wassermelone kacken.
Den genau so fühlt es sich an, hab ich mir sagen lassen, wenn man ein Kind zur Welt bringt.
Seite 87

Peter bekreuzigt sich und spricht ein kurzes Tischgebet, während Morticia den Schimmel mit dem Löffel abnimmt und ihn ehrfürchtig auf einen Bronzeteller unter einem Foto von Edward aus Twilight aufschichtet. Sie schließt die Augen und flüstert etwas.
Peter: "Du weißt aber schon, dass es keine Vampire gibt, oder?"
Morticia: " Ich bin ja nicht blöd. Und du weißt hoffentlich, das es Gott nicht gibt."
Peter: "Wer sagt das?"
Morticia: "Ich. Entweder es gibt ihn nicht oder er ist ein totales Eckel."
Seite 226

meine Meinung:

Jefferson war immer der kleine Bruder. Der kleine Bruder des Anführers, dessen Welt sich nun, nach dem tot von Wash, ein zweites Mal ändert. Den jetzt ist er der Anführer des Clans und verantwortlich für das Überleben seiner Truppe.
Es ist nicht so, als ob er vorher verantwortungslos gewesen wäre. Aber er ist der ruhigere, stille Typ der immer erst überlegt bevor er handelt. Jetzt, als Oberhaupt muss er schneller denken als gewöhnlich und zweifelt deshalb oftmals an seinen Entscheidungen.
- Diese Einstellung liest man zwischen den Zeilen von Jefferson.
Den eigentlich schlägt er sich ganz gut und seine Freunde stehen voll hinter ihm. Früher hätte man ihn "Nerd" genannt, heute ist er froh das er solch ein Wissen hat. Den wo wäre er und seine Crew wenn es das Wissen nicht gäbe?
Einzig seine Gefühle zu Donna, das ist ein Tertorium auf das er sich bisher noch nicht begeben hat, obwohl er nicht unerfahren ist. Aber welche Zukunft hätten Sie schon? Aber er muss ihr endlich sagen, das er sie liebt! Und nicht erst seit gestern.

Donna ist nicht die schöne, tolle Frau die jeder haben möchte. Aber viel Auswahl gibt es ja auch nicht mehr! Diese Einstellung macht ihr so was von Angst, und es ist wirklich ein Wunder das sie noch Jungfrau ist. Heute, wo sich keiner mehr Gedanken um Verhütung machen muss und man quasi jeden haben könnte den man möchte. Aber sie hält an ihren Prinzipien fest und wirkt dadurch noch nicht mal verklemmt. Nein, sie ist ein sehr starke Persönlichkeit, die alles andere besitzt nur absolut kein Selbstwertgefühl.
Jefferson könnte als Anführer jede haben! Wieso sollte er ausgerechnet an ihr Interesse haben?

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Was einem hier anfangs erscheint, als würden wir dieses Buch kennen entwickelt sich mit der Zeit in eine Richtung die ich nicht erwartet hätte!
Wir lernen New York kennen, in einer Zukunft die eigentlich keine mehr ist da man genau weiß wie alt man wird! Also warum eigentlich (Über-)leben?

Was passiert, wenn Jugendliche ohne Erwachsene die Welt regieren?

Das, was der Autor Chris Weitz daraus gemacht hat war für mich sehr realistisch umgesetzt und hat absoluten Seltenheitswert unter den Dystopien. Immer lesen wir von einer Zukunft, die eine Vergangenheit nicht kennt oder vergessen hat. 
Unsere Teenie´s hier, wissen ganz genau was sie verloren haben und wie sie nun überleben müssen.
In Form von verschiedenen Clans/Gangs zeigt uns Weitz die Unterschiede der Jugendlichen und ihre Reaktionen auf einen Weltuntergang. Die Einen, leben weiter wie bisher und versuchen alles "normale" wie Geld/ Ware stabil zu halten. Die anderen regieren mit Gewalt und Unterdrückung. Andere wiederum leben in einer Zeit des Kannibalismus in der Gott sie für ihre Sünden bestraft!

Die Brutalität und die Rivalität, aber auch die Nächstenliebe und das Verständnis werden hier sehr groß geschrieben und sind doch oftmals das größte Problem. 

Man erlebt eine spannende Reise auf der Suche nach dem berüchtigten -goldenen Krahl-, die sehr spannend, mitreißend und fesselnd ist. Der Tagebuch ähnliche Schreibstil, der den Leser direkt anspricht macht es sehr einfach und flüssig zu lesen. Seine direkte, jugendliche Wortwahl lässt den ein oder anderen bestimmt mal schlucken. Weitz nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt es wirklich so, wie die Kids es sehen.

Als Regisseur von wirklich namenhaften Filmen (Twilight, der goldene Kompass, u.v.m.) die jeder von kennt hat Chris Weitz hier eine wirklich filmreiche Dystopie zu schaffen in der das Kopfkino wirklich nicht zu kurz kommt!
Ich freue mich, das wir den zweiten Teil nächstes Jahr bereits lesen werden und muss hier eine klare Leseempfehlung abgeben.