Rezension

Poetisch und doch bedrückend - Autobiographische Kindheitserinnerungen

Kindheit
von Tove Ditlevsen

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch Kindheit ist der erste Teil der „Kopenhagen-Trilogie” von Tove Ditlevsen, die über 50 Jahre nach ihrem Selbstmord erschien. In diesem Buch lässt uns die Autorin an ihrem Leben ab ihrem fünften Lebensjahr bis zur Konfirmation teilhaben.

Tove wurde als Arbeiterkind 1917 in eine lieblose geprägte Welt geboren. Mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Edvin wohnt sie in ärmlicheren Verhältnissen in Kopenhagen. Die Mutter kann Tove keine Zuneigung entgegenbringen und mit ihrem Vater teilt sie das Interesse für Bücher, doch der Vater bestimmt welche angemessen sind. Sie lernt ihre Gefühle gut zu verstecken und spricht nur wenig, weil sie keine Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte, um keine Demütigung zu erfahren. Sie weiß, dass sie anders als andere Kinder ist und bemüht sich dieses Anderssein zu verbergen. Schon früh entdeckt sie das Lesen und Schreiben für sich. Sie flüchtet sich in die Welt der Poesie und Lyrik und möchte später Schriftstellerin werden, was aber zu der damaligen Zeit, weder ihrem Stand, noch einer Frau entsprach. Ihre Gedichte schreibt sie in ihr Poesiealbum und bewahrt es sorgsam vor fremden Blicken auf. Sie fürchtet Hohn und Spott.

Dieses kleine Büchlein mit seinen 120 Seiten konnte mich vom lebendigen Schreibstil, wie auch sprachlich überzeugen. Es ist beeindruckend, wie ein Kind seine Umwelt intensiv analysiert und sein Verhalten den Gegebenheiten anpasst. Tove hält kontinuierlich an ihrer literarischen Begabung und dem Wunsch Schriftstellerin zu werden fest.

Mich haben die Gedichte, von denen einige in diesem Buch zu finden sind, sehr berührt.

Die Schriftstellerin war mir bis dato nicht bekannt, kann aber ein ganz klare Leseempfehlung aussprechen.