Rezension

Überlebensstrategie

Kindheit
von Tove Ditlevsen

Schon recht früh spürt die kleine Tove, dass sie anders ist als die Kinder ihrer Umgebung.  In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wächst sie in Kopenhagens Arbeiterviertel auf, wo Geldknappheit und  Arbeitslosigkeit das Leben der Menschen bestimmen. Zu ihrem Alltag gehört auch die an Lieblosigkeit grenzende Reserviertheit ihrer Mutter, so dass sie stets bemüht ist, sich möglichst unsichtbar zu machen, um ihrem Zorn zu entgehen. Um nicht unterzugehen, entwickelt das Mädchen seine eigene Strategie: das Verfassen von Gedichten gibt ihm Halt und Trost. Toves größter Wunsch  -  Schriftstellerin zu werden  -  ist in den Augen ihrer Familie etwas Unmögliches; sie soll Geld verdienen. Und schließlich ist es soweit: die Konfirmation markiert wie für so viele Kinder jener Zeit auch für Tove das Ende der Kindheit und den Eintritt ins Berufsleben. 

Die Autorin lässt uns die Phasen ihrer eigenen Kindheit hautnah miterleben. Sie schildert ihre  Freuden, Verzweiflung und Zukunftsängste sehr eindrucksvoll, aber keineswegs sentimental.  Wunderbar fantasievolle Formulierungen berühren den Leser und ziehen ihn tief in ihren autobiographischen Roman.

„Schreiben heißt, sich selbst auszuliefern" sagte Ditlevsen selbst einmal, und so erstaunt es  kaum, wie intensiv ihre Erzählung ist und beim Leser ankommt.