Rezension

Psychologisch ausgetüftelt

Die Wahrheit -

Die Wahrheit
von Mattias Edvardsson

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Doppelmord, drei Verdächtige und nur eine Wahrheit. Das Ehepaar Rytter ist tot. Bill, Karla oder Jennica - wer von ihnen ist der Täter?
.
"Die Wahrheit" ist originell anders konstruiert. Wir erfahren direkt zu Beginn von der Auffindesituation der Toten. Wie es dazu gekommen ist, wird scheibchenweise enthüllt. Ermittler spielen dabei keine Rolle. Die Charaktere dürfen sprechen. Die Kapitel werden im Wechsel aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Kurz werden dazwischen Auszüge aus Vernehmungsprotokollen eingestreut. Alles in allem werden die Leser*innen durch den Aufbau sehr geschickt durch die Geschichte gelenkt.
.
Der Roman kommt insgesamt ruhig daher. Fast schon unspektakulär. Die Story erweckt zuweilen den Anschein, als würde gar nicht viel passieren. Ein Trugschluss, denn tatsächlich gärt es ständig unter der Oberfläche. Dabei entwickelt sich die Handlung sehr dynamisch. Immer wieder ändert sich das Bild, dass man hat. Dadurch muss man seine Einschätzung der Situation und Personen laufend relativieren und neu überdenken. Der Plot ist also auf psychologischer Ebene sehr geschickt aufgebaut, wodurch ein subtiler Spannungsbogen entsteht.
.
Die Handlung baut sich Stück für Stück auf. Die Beklemmung nimmt stetig zu. Das Ende hat mich überrascht - auch, wenn ich mir abschließend doch nochmal einen etwas größeren Knallefekt gewünscht hätte. Das hätte aber eigentlich gar nicht ins Gesamtbild gepasst. So erscheint die Auflösung auf den ersten Blick fast lapidar. Auf den zweiten geht sie aber ganz schön unter die Haut. Ich habe die Geschichte letztendlich mit einem Gefühl schauriger Kälte verlassen.
.
Fazit: "Die Wahrheit" war mein erster Roman von Mattias Edvardsson. Ein schwedisches Drama, dessen Inszenierung mich faszinieren und in den Bann ziehen konnte. Edvardsson schreibt packend und elegant. Ich bin mir sicher, dass ich noch mehr von ihm lesen werde.