Rezension

Schokolade vor dem Ersten Weltkrieg ****

Salz und Schokolade -

Salz und Schokolade
von Amelia Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Halle an der Saale, 1905: In der Küche eines kleinen Cafes hält sich Chocolatier Julius am liebsten auf, denn da kann er seiner Phantasie freien Lauf lassen und feinste Pralinen kreieren. Sein Stiefvater Leopold Mendel würde ihn jedoch gerne öfter in der Fabrik sehen, wo man sich um den Import von Kakao und anderen erlesenen Zutaten kümmert. Um den Fortbestand der Firma David zu sichern, einer traditionellen Schokoladenmanufaktur, soll sich Julius mit Cäcilie David vermählen. Beide jungen Leute haben mit ihren Herzen aber schon andere Partner gewählt. Allerdings entsprechen die nicht den herrschenden Konventionen.

Die Fortsetzung der Halloren-Saga ist zeitlich gesehen dem ersten Band vorgelagert, nämlich von 1905 bis 1923, beschreibt die Zeit der aufkommenden Arbeiterbewegung und des Rufes nach einem Frauenwahlrecht, schildert den Trend zum Auswandern nach Amerika und den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Vor einer bestens recherchierten historischen Kulisse erlebt der Leser bewegende Schicksale rund um die Schokoladenfabrik und gesellschaftliche Normen. Geheiratet wird, um Vermögen und Macht zu sichern, die Liebe wird sich gelegentlich schon einstellen.

Anfangs ist es ein wenig schwierig, den verschiedenen Handlungssträngen und der großen Zahl an Personen zu folgen, insbesondere, wenn man den ersten Band schon kennt und sich doch hier – etliche Jahrzehnte zuvor – wieder völlig neu orientieren muss, anstatt bereits bekannten Figuren neuerlich zu begegnen, wie man es sonst von solchen Familiengeschichten eher gewohnt ist. Nichtsdestotrotz sind auch diesmal sämtliche Akteure klar charakterisiert, durch die recht unterschiedlichen Positionen wird alles lebendig und gut vorstellbar. Amelia Martin verpackt eine Menge interessanter Themen ins Geschehen, sodass ein sehr umfassendes Bild der genannten Jahre entsteht.

Auch dieser Teil der Halloren-Saga ist unterhaltsam und informativ, sodass ich ihn gerne weiterempfehle.