Rezension

Sehr enttäuschend

V is for Virgin - Kelly Oram

V is for Virgin
von Kelly Oram

Bewertet mit 2 Sternen

Der Beginn des Buchs hatte wirklich potential. Valerie wird von ihrem Freund verlassen und beginnt damit für sich selbst und ihre Jungfräulichkeit einzustehen, indem sie Schmuck mit V-Anhängern für Virginity und A-Anhängern für Abstinence herstellt und die Erlöse an eine Stiftung spenden möchte. 

 

Das Buch könnte somit eine tolle Message vermitteln, nämlich die, dass es ok ist sich Zeit zu lassen, es eine persönliche Entscheidung ist ob man schon sehr früh Sex haben möchte, oder eben sogar bis zur Ehe wartet, doch kam diese Message leider bei mir nicht wirklich an. 

 

Es begann bereits damit, dass ich es völlig überzogen fand, dass es direkt jeden in Valeries Schule und die Medien beschäftigt, dass sie noch Jungfrau ist. Das Mädchen geht noch zur Schule, ist vielleicht maximal 18 und noch Jungfrau. Na und? Sollte jetzt jeder eine TV Show kriegen, der noch Jungfrau ist? Das fand ich ziemlich überdramatisiert und hatte für mich bereits eher den gegenteiligen Effekt, denn in diesem Buch wird es als etwas absonderliches dargestellt, etwas über das sich absolut jeder lustig macht und ich hatte das Gefühl, dass die Art und Weise, wie V von ihren Mitschülern behandelt wird jungen Leserinnen eher noch mehr Druck machen würde keine Jungfrau zu bleiben, als ihnen Mut zu geben für sich selbst und ihre Überzeugungen einzustehen. 

 

Rockstar Kyle hat bereits recht früh seinen ersten Auftritt in diesem Buch, ich hatte mir jedoch dann irgendwie eine andere Entwicklung zwischen den beiden vorgestellt als ich sie bekommen habe. Kurz gesagt: Kyle ist ein sexistisches ***, sieht nur Vs lange Beine, was er auch in jedem zweiten Satz und mit Hilfe des Spitznamens „Legs“ betont und möchte Val ins Bett kriegen. Val findet das nicht ok, wehrt sich gegen seine anzüglichen Sprüche, findet ihn aber gleichzeitig unglaublich anziehend. Wow, what a surprise. Wie sie einen Kerl so anziehend finden kann, der sie so dermaßen abwertend behandelt, ihre Einstellung zur Jungfräulichkeit so wenig ernst nimmt und einfach nur übergriffig ist, war mir ein Rätsel. Tiefgründige Gespräche und Gefühle zwischen den beiden blieben gänzlich aus, Kyle war aber sowieso nur ein Nebencharakter der jede paar Kapitel mal kurz für einige Beleidigungen in Erscheinung getreten ist. Der Epilog lässt jedoch erahnen, dass es im zweiten Band möglicherweise besser wird. 

 

Anfangs fand ich Val tatsächlich noch recht angenehm. Sie setzt sich für ihre Message und sich selbst ein und gibt anderen auch mal Konter. Im Laufe des Buches wendet sich ihre anfängliche Stärke aber immer mehr dem negativen zu. Sie behandelt ihre Freunde mies und nutzt sie aus, wird wütend wenn andere nicht den gleichen Weg wie sie gehen, bezeichnet Mädchen die bereits Sex haben als Schlampen, urteilt je nach Aussehen oder religiösen Ansichten über andere und genießt es auch irgendwo im Rampenlicht zu stehen. Insgesamt habe ich in Valerie leider einfach keine Vorbildfunktion finden können. 

 

Als wäre das noch nicht genug, kam dann noch das grauenvolle Ende dazu, indem sämtliche Register eines klischeehaften kitschigen Teenie-Film Endes gezogen wurden, das mir dann leider endgültig den Rest gegeben hat. 

 

Insgesamt konnte ich bis auf den flüssigen und lockeren Schreibstil leider nicht viel Gutes in diesem Buch finden. Eine Protagonistin, die meiner Meinung nach nicht wirklich als Vorbild geeignet ist, eine unrealistische Thematisierung von Jungfräulichkeit und ein vollkommen dreister, unsympathischer und männlicher Protagonist haben mir persönlich die Lust auf die Fortsetzung gründlich verdorben. 2 Sterne für den netten Schreibstil.