Rezension

Spannende Idee mit eher schwacher Umsetzung..

Saligia - Swantje Oppermann

Saligia
von Swantje Oppermann

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt:
Regeln. Ein kleiner Teil von Keira starb, als sie dieses Wort hörte. (S. 43)

Die 7 Todsünden: Habgier, Neid, Völlerei, Hochmut, Trägheit, Lust und Zorn. Sind sie eine Gabe oder ein Fluch? Keira ist sich sicher, dass es sich um einen Fluch handeln muss. Sie trägt die Todsünde Zorn in sich und ihre Andersartigkeit machte sie stets zu einer Außenseiterin. Dies ändert sich, als ein Mann bei ihr auftaucht und ihr erklärt, dass sie nicht alleine ist mit diesen Kräften. Sie wechselt an die Canterbury School, einer Schule, an der alle Schüler eine Todsünde in sich tragen und lernen sollen, mit ihren Kräften umzugehen. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlt Keira sich nicht mehr ganz so einsam, jedoch ist eine Mitschülerin spurlos verschwunden und auch sonst verhalten sich einige Personen an der Schule sehr verdächtig. Kann Keira ihren neuen Mitschülern wirklich vertrauen?

Meinung:
Die Grundidee des Buchs ist wirklich sehr erfrischend und wie ich fand eine neuartige Idee. Ein Buch, in dem es um die Todsünden geht, die von Personen „verkörpert“ werden, habe ich bisher noch nicht gelesen. Deshalb waren meine Erwartungen an das Buch auch, dass ich von der Umsetzung überrascht werde. Leider muss ich zugeben, dass mich das Buch doch eher gelangweilt hat.

Die Autorin versucht zwar durch das Verschwinden einer Mitschülerin Spannung aufzubauen, aber leider verrät der Klappentext schon viel zu viel von der Handlung, sodass die Auflösung dieses Erzählstrangs leider dementsprechend eher langweilig ist. Bis die Protagonisten im Buch auf dem gleichen Stand bezüglich des Verbleibs der verschwunden Mitschülerin sind, so wie die Leser bereits durch den Klappentext, ist bereits die Hälfte des Buches um. Somit fand ich die erste Hälfte des Buchs leider sehr langatmig.

In dem Buch tauchen sehr viele Protagonisten auf, da natürlich alle Todsünden irgendwie vertreten sein müssen, sodass es schwierig ist, den Überblick zu behalten, welche Todsünde nun zu wem gehört. Da habe ich es als hilfreich empfunden mir einen kleinen Klebezettel mit den Namen und Todsünden neben das Buch zu legen. Leider bleiben die Charaktere in dem Buch eher blass. Keira teilt sich mit 5 weiteren Mädchen ein Zimmer, die jeweils eine andere Todsünde verkörpern. Ich hätte mir gewünscht, dass man als Leser zu den 5 Mädchen eine stärkere Bindung aufbauen könnte, als es dann letztendlich der Fall ist. Ebenso wird das Leben bzw. der Alltag an der neuen Schule nicht sehr detailliert beschrieben. Dabei haben die Schüler sehr interessante Fächer, in denen sie lernen sollen ihre Kräfte zu kontrollieren. Davon wird im Buch leider nur wenig beschrieben. Dabei hätten gerade diese Fächer die Todsünden im Buch mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit lenken können, als es in der Geschichte dann tatsächlich der Fall war.

Keira als Protagonistin ist ganz in Ordnung. Ihre Gefühlswelt beschreibt die Autorin nachvollziehbar, sodass man schnell merkt, dass hinter dem ganzen Zorn eine sehr verletzliche und unsichere Person steckt. Keira ist ziemlich naiv, in dem Sinne, dass sie am Anfang des Buches zu wenig Fragen stellt. Ein Mann taucht bei ihr auf und sie fährt, ohne vorher groß viel zu hinterfragen, einfach mit ihm zu einer neuen Schule. Das empfand ich als ziemlich unglaubwürdig. Zum Ende hin entwickelt sie dann ein großes Misstrauen gegenüber jedem an der Schule, was im Hinblick auf ihre anfängliche Naivität dann eher aus „heiterem Himmel“ kommt. Ebenso entwickelt sich die im Klappentext angedeutete Romanze zwischen Keira und dem Mitschüler Taran aus heiterem Himmel. Zwischen den beiden bestand, meiner Meinung nach, keinerlei Chemie und insgesamt wirkte diese „Verliebtheit“ viel zu gewollt, als hätte die Autorin sich gedacht, dass ein Jugendbuch ohne „Liebe“ einfach unvollständig wäre.

In Keiras Vergangenheit gab es einen Vorfall, bei dem ihr Vater starb. Der Mann, der Keira an die neue Schule gebracht hat, soll für Keira ein bisschen Licht ins Dunkle bringen, was diesen Vorfall betrifft. Aus diesem Grund gibt es in dem Buch einige Kapitel aus Sicht dieses Mannes. Diese Kapitel waren meiner Meinung nach die spannenderen im Buch und haben mir wirklich gut gefallen.

Zum Ende hin wurde es dann doch endlich noch etwas spannend. Leider aber wirklich ziemlich spät. Die Auflösung hat mich dann allerdings doch etwas überrascht, da ich mit dieser Wendung nicht gerechnet habe. Es bleiben einige Fragen offen, sodass diese im nächsten Band aufgegriffen werden können.

Fazit:
Eine wirklich tolle Idee, bei der mich die Umsetzung leider nicht überzeugen konnte. Dazu muss man jedoch sagen, dass ich auch nicht unbedingt mehr zu der Zielgruppe (ab 14 Jahre) gehöre. Allerdings lese ich gerne und viel Jugendbücher, sodass mich Altersempfehlungen normalerweise nicht wirklich interessieren. Bei diesem Buch hatte ich aber das Gefühl, dass die Altersempfehlung vermutlich eine große Rolle gespielt hat. Wenn ich an Todsünden denke, dann erhoffe ich mir eine spannende, dunkle, actionreiche Geschichte, was hier leider eher nicht der Fall war. Leider wurden die „Kräfte“ bzw. Todsünden nicht so viel in dem Buch eingesetzt, wie ich es mir gewünscht hätte. Insgesamt war es am Ende einfach eine nette, kleine Internatsgeschichte mit Jugendlichen, die einfach ein bisschen zorniger, sinnlicher, neidischer, hungriger, fauler, habgieriger oder überheblicher waren als andere Jugendliche.