Rezension

Schule der Saligia

Saligia - Swantje Oppermann

Saligia
von Swantje Oppermann

Bewertet mit 5 Sternen

          Die Autorin Swantje Oppermann läßt die sieben Todsünden in ihrem Buch personifiziert aufeinandertreffen. Das ist eine ungewöhnliche Idee, die zu einer zauberhaften Geschichte verwoben wurde in diesem Jugendbuch!
Die 16jährige Keira Venin ist oft zornig. Alles bringt sie in Rage und wird zum Anlaß auszurasten, Prügeleien anzuzetteln, die auch in Verletzungen enden. Deshalb ist sie in ihrer Schule als „Creepy Keira“ verschrieen. Keiner ahnt etwas von ihren geheimen Kräften, mit denen sie auch die Emotionen anderer steuern kann. Sie selbst ist damit überfordert und sehr unglücklich. Da trifft sie auf einen Mann, der in ihr die Saligia erkennt. Keira verkörpert das Laster, die Todsünde des Zorns. Er bringt sie auf das Eliteinternat der Canterbury School of Excellence (CSE). Dort soll sie u. a. lernen ihre übernatürlichen Kräfte zu kontrollieren. Keira versucht sich dort unter den anderen Saligias einzuleben, kommt aber immer wieder in für sie brenzlige Situationen. Zudem wird kurz nach ihrer Ankunft eine Mitschülerin tot aufgefunden...
Das Buch hat neunundfünfzig Kapitel und ist in vier Teile gegliedert, die mit „Ankunft“, „Das Ritual“, „Geheimnisse“ und „Die Wahrheit“ betitelt sind. Die Hauptperson ist Keira, um die sich die ganze Story entwickelt. Sie wird mit ihrem Erbe des Zorns sehr ausführlich beschrieben. Ich vermochte mich gut in Keira hineinzuversetzen. Sie fühlt sich mit sich selbst nicht wohl, ringt um Selbstverständnis. Es muss furchtbar sein, zu bemerken, dass irgendetwas mit einem nicht stimmt. Ich notiere mir ja aus jedem Buch so einiges. Mir ist im Teil I gleich eine Stelle ins Auge gefallen, die Keiras Wut, ihren Zorn, ihre ganze Hilflosigkeit mit diesem Gefühl recht gut zum Ausdruck bringt.
[S. 13] „Sie hasste diese Stadt. Sie hasste ihre Kräfte. Sie hasste ihr Leben. Hassen, hassen, hassen. Das war alles, was Keira konnte.“ Ich konnte deshalb auch ganz gut nachvollziehen, dass Keira mit dem Fremden mitgeht. Der „Sucher“ Elliot verspricht ihr Antworten auf ihre Fragen und einen Ort, in dem sie mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht mehr allein sein wird. Die Aussicht auf Zugehörigkeit statt Isolation ermutigt Keira, den Eintritt in die Schule der Saligia zu wagen. Es ist schön dargestellt, wie sich langsam einlebt und wie es sich für sie anfühlt, das erste Mal in ihrem Leben auf- und angenommen zu werden.
[S. 70] "Du wirst lernen deine Kräfte zu verstehen. Das bedeutet auch, andere und dich selber zu verstehen. Wenn du das schaffst, stehen dir alle Türen offen. Es ist dir überlassen, für welche du dich letztendlich entscheidest."
[S. 85] "Die neue Schulkleidung gab ihr das Gefühl von Zugehörigkeit. Als könnte sie sich damit eine neue Identität überstreifen, die in keiner Verbindung zu ihrem alten Leben stand."
Die anderen sechs Todsünden Hochmut, Habgier, Wollust, Völlerei, Trägheit und Neid spielen hier im ersten Band fast nur im Zusammenspiel mit dem Zorn eine Rolle. Sie werden mehr oder weniger detailliert beschrieben. Die Autorin stellte mit Hilfe der Laster die Sorgen und Nöte der Heranwachsenden dar. Ich bin mir sicher, dass sich alle Menschen in den Zeilen und das eine oder andere Merkmal an sich selbst wiederfinden können.
[S. 93] „Neid kann schädigend sein, er kann aber auch stimulierend wirken. Wenn er zum Beispiel den Ehrgeiz in uns weckt“.
[S. 334/335] „...wir alle haben unser Päckchen zu tragen. Ob Saligia oder nicht. Es ist nicht wichtig, welche Stärken und Schwächen wir besitzen,...Wichtig ist, wie wir mit diesen Stärken und Schwächen umgehen.“

Wunderbar geschriebenes Buch, dass mich als Großmutter (gelesen für die 14jährige Enkelin!) mit Ungeduld auf eine Fortsetzung warten läßt.

Es wäre schön, könnte im nächsten Band SALIGIA im Vorfeld erläutert werden, vielleicht im Schutzumschlag als Lesezeichen mit einarbeiten?! Ich habe für mich einen Spickzettel mit der Bedeutung der einzelnen Buchstaben aufgeschrieben. Hier evtl. sind die Designer gefragt!