Rezension

Stummes Herz

Die Welt ist kein Ozean - Alexa Hennig von Lange

Die Welt ist kein Ozean
von Alexa Hennig von Lange

Klappentext:
Ausgerechnet in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche will die 16-jährige Franzi ihr Schulpraktikum machen. Sie stellt sich das abenteuerlich und besonders vor – muss aber schnell erkennen, dass sie eine Welt betritt, in der die Normalität außer Kraft gesetzt ist. Hier trifft sie auf den 18-jährigen Tucker – und Tucker trifft sie voll ins Herz. Nach einem traumatischen Erlebnis spricht er nicht mehr. Tief in sich zurückgezogen, dreht er im Schwimmbad seine Runden, am liebsten unter Wasser, wo ihn keiner erreichen kann. Behutsam versucht Franzi, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Als ihr das gelingt, steht sie vor einer schweren Entscheidung: Soll sie wie geplant für eine Zeit ins Ausland gehen? Oder dem Herzen folgen, das gerade erst wieder zu sprechen begonnen hat?

Die Autorin:
Alexa Hennig von Lange wurde 1973 geboren und begann bereits mit acht Jahren zu schreiben. 1997 erschien ihr Debütroman Relax, mit dem sie über Nacht zu einer der erfolgreichsten Autorinnen und zur Stimme ihrer Generation wurde. 2002 bekam sie den Deutschen Jugendliteraturpreis. Es folgten zahlreiche Romane für Erwachsene wie Jugendliche und Kinder, außerdem Erzählungen und Theaterstücke. Alexa Hennig von Lange lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Berlin.

Meine Meinung:
Franzi möchte ich Schulpraktikum in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche machen. Sie denkt, dass sie dieser Aufgabe gewachsen ist und lernt gleich am ersten Tag, dass es doch nicht so einfach wird wie gedacht. Sogleich macht die Bekanntschaft mit Tucker, der nach einem folgenschweren Erlebnis aufgehört hat, zu sprechen. Mit seiner zurückhaltenden Art und den flaschengrünen Augen berührt er Franzis Herz, die immer mehr zu ihm durchzudringen scheint. Bisher hat die Therapie nichts gebracht, denn er zieht sich andauernd in die lautlose Unterwasserwelt des Schwimmbeckens zurück. Doch Franzi scheint einen besonderen Draht zu dem 18-jährigen, traumatisierten Jungen zu haben.

"Die Welt ist kein Ozean" erzählt davon, wie es ist, erwachsen zu werden, Träume nicht nur zu haben, sondern zu leben, sich um andere Menschen zu kümmern, die ein folgenschweres Ereignis zurückgeworfen hat, oder die es aus anderen Gründen schwer hatten und Zuflucht in einer Einrichtung suchen, um gesund zu werden, oder zumindest die Vergangenheit zu verarbeiten.
Tuckers Weg zurück ins Leben ist dabei an vielen Stellen bewegend dargestellt, aber es fehlte das gewisse Etwas.
Die Geschichte verlor sich oft in nebensächliche Erzählstränge, die für die Handlung an sich nicht relevant waren. Ich hätte gern viel mehr über Tuckers Therapie, das Wirken derer und die Interaktion von ihm mit Franzi gelesen. Stattdessen ging es oft um Nelli, die Freundin von Franzi, die absolut unsympathisch war und einfach nur nervte.

Auch ging es mir zu schnell, wie Tucker zu Franzi Vertrauen fasste. Meiner Meinung nach öffnet sich ein Mensch, der schon lange in seiner Welt lebt, nicht in so kurzer Zeit, praktisch am zweiten Tag ihres Praktikums. Auch sie ist ihm gleich am ersten Tag verfallen.
In einer solchen Geschichte, in der es um psychische Krankheiten geht, hätte Tiefgang nicht geschadet. Und vor allem Zeit. Zeit, die es braucht, um einander zu vertrauen und sich zu öffnen, das wäre glaubwürdiger.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, manchmal ironisch, durch die Gedanken von Franzi, aber das Buch hat mich insgesamt nicht vollends berührt.

3 Sterne.