Rezension

Ein wundervoller Roman

Die Welt ist kein Ozean - Alexa Hennig von Lange

Die Welt ist kein Ozean
von Alexa Hennig von Lange

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Franzi ist 16 Jahre alt und kommt aus einem behütetem Elternhaus. Als die Praktikumstage anstehen, entscheidet sie sich nicht, wie so viele andere, für einen Platz in den Filmstudios, sondern sie sucht sich eine Stelle in einer psychiatrischen Klinik aus. Kein Problem, denkt sie sich, schließlich hat sie Nerven wie Drahtseile...
Schon an ihrem ersten Tag stellt sich heraus, dass sie sich das alles ein bisschen anders vorgestellt hat. Die Ansage des Chefs, dass sie keine zu persönliche Bindung zu den Patienten aufnehmen soll, lässt sie auch gleich unbeachtet, denn schon als sie das erste Mal auf Tucker trifft weiß sie, dass die Beiden eine ganz besondere Verbindung zueinander haben. Das Problem, eigentlich sogar die Probleme: Tucker ist so traumatisiert, dass er nicht spricht. Niemals, mit niemanden. Und dann will Franzi auch eigentlich nach dem Praktikum nach Australien aufbrechen, insofern sie die Zusage bekommen wird. Was also tun?

»"Wie wir an meiner Mutter sehen können, geht es total nach hinten los, wenn du dich in die Hände eines Mannes begibst, der dich angeblich so  liebt. Er verspricht dir das blaue vom Himmel, haut ab [...] und du bleibst auf den Trümmern eures gemeinsamen Lebens sitzen."«
Zitat aus: "Die Welt ist kein Ozean"

Meine Meinung
Als Leser findet man sehr schnell einen Bezug zu Franzi. Es ist ersichtlich, dass sie sehr naiv an ihr Praktikum in der psychiatrischen Klinik ran geht, allerdings machte dies die Protagonistin für mich authentisch und ließ sie ziemlich real erscheinen. Welches Mädchen in diesem Alter (16) kennt sich denn schon mit "bipolaren Störungen" aus? Franzi lernt viel während ihres Aufenthaltes und entwickelt sich auch ziemlich weiter. Es hat mir viel Freude bereitet, ihre Veränderungen mitzuerleben.
Die Geschichte an sich, ist für mich etwas sehr Besonderes. Ich stelle es mir schwer vor, ein solches Thema gut verständlich und mit viel Tiefe dem Leser zu übermitteln. Dies ist Alexa Henning von Lange hingegen sehr gut gelungen. Egal um welchen Charakter es sich handelte. Sei es Franzi, Tucker, oder die Nebenfiguren: Ich konnte mich mit allen identifizieren und mit ihnen mitfühlen. Besonders gut daran ist, dass die Autorin es geschafft hat, den Nebenfiguren zwar genug Farbe zu geben, sie jedoch nicht greller als die Protagonisten erscheinen zu lassen. Man weiß genau, welches die Hauptpersonen sind und hat doch alle anderen "Statisten" vor Augen, kann sich in sie rein denken und wünscht ihnen auf dem Weg zu ihrer Genesung nur das Beste.
Was mir ebenfalls gut gefallen hat ist, wie die Autorin die Freundschaft von Franzi und Nelli aufs Papier gebracht hat. Da gibt es Höhen und Tiefen, aber sie sind doch so sehr miteinander verbunden, dass sie immer wieder zueinander finden, wenn sie mal Streit haben.

»Kein normaler Mensch kann seine Gefühle abtöten. Wenn das möglich wäre, gäbe es die Geschichte von Romeo und Julia nicht. Denn: Vernünftig war ihre Liebe nicht. [...] Die Liebe folgt keiner Logik. Höchstens der, dass sie logischerweise keiner Logik folgt. Sie lässt sich nicht verbieten. Sie ist stärker als alles andere.«
Zitat aus: "Die Welt ist kein Ozean"

Den Schreibstil kann ich mit einem Wort beschreiben: Großartig! Ich hatte jedes Setting vor Augen und habe mich in Franzis Zuhause ebenso daheim gefühlt, wie sie selbst. Ich wurde mit Spannung durch jede einzelne Seite gezogen und war so tief drin in der Geschichte, dass ich irgendwie sogar ein Teil vom Ganzen war. Wer in Die Welt ist kein Ozean mit Langeweile rechnet, der wird das gesamte Buch über nicht fündig werden. Die Geschichte hat für mich eine Tiefe, in deren Größe ich sie selten erlebt habe. Alexa Henning von Lange spielt mit ihren Wörtern, erweckt sie zum Leben und trifft beim Leser somit genau ins Schwarze. Es gibt so viele wundervolle, wahre, poetische Zitate, dass ich gar nicht wusste, welche ich für diese Rezension auswählen sollte.
Komme ich zu meinem nächsten Punkt: Die Emotionen! Natürlich habe ich sie erwartet und ich habe sie auch bekommen. Mich hat einfach dieses ganze Szenario so sehr berührt, dass ich sogar an einer bestimmten Stelle in Tränen ausgebrochen bin und gar nicht mehr aufhören konnte. Es wächst einem wirklich jede Figur so sehr ans Herz, dass ihre Schicksale zutiefst berühren sind.
Für alle, die auch schon Ach wie gut, dass niemand weiß gelesen haben sei gesagt, dass auch in diesem Roman die große Schwester von Franzi nebst ihrem Freund mehrere Auftritte bekommen. Es hat mir sehr gefallen so auch die Entwicklung der ehemaligen Protagonistin zu erfahren. Die Szenen wurden meiner Meinung nach sehr gut eingebaut.
Mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet. Ich dachte wirklich, dass sich Franzi anders entscheidet, aber irgendwie passt es trotzdem. So wie sich die gesamte Geschichte wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen setzt, und mich am Ende zutiefst berührt, sowie mit einem Lächeln im Gesicht und in Gedanken versunken zurück gelassen hat.

Fazit:
Die Welt ist kein Ozean hat mich von vorne bis hinten einfach nur begeistert. Ich war mitten drin in der Geschichte und habe mit Franzi und Tucker mitgefühlt. Außerdem habe ich auch hier und da ein kleines Tränchen vergießen müssen. Für mich ist dieser Roman wirklich etwas ganz Besonderes und deshalb kann ich auch gar nicht anders, als meine Höchstwertung auszupacken.
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