Rezension

tolle Geschichte, aber ......

Jenseits der Nacht (Thriller) - Volker Dützer

Jenseits der Nacht (Thriller)
von Volker Dützer

tolle Geschichte, aber ......

Im Rahmen einer Leserunde bei LovelyBooks habe ich mich für einen Thriller beworben  und wurde für die Leserunde ausgewählt. Da ich selber in einem Krankenhaus arbeite, mag ich solche Genre-Thriller. Mich hat das Cover und der "Klappentext" angesprochen.

"Darum geht's: Als Unfallchirurgin kämpft Lisa Wegener verbissen um jedes Leben und überschätzt mehr als einmal ihre Kräfte. Um die anstrengenden Schichten durchzustehen, greift sie zu Aufputschmitteln. Doch dann kommt es zu einem schrecklichen Unglück und sie steht auf einmal im Mittelpunkt einer Ermittlung. Lisa spürt, wie ihr Leben nach und nach zerbricht. Die selbstbewusste Ärztin verwandelt sich in eine Frau, die sich vor ihrem eigenen Schatten fürchtet. 

Das Blatt scheint sich zu wenden, als sie den charismatischen Wissenschaftler Vincent van Dyck kennen und lieben lernt. Er ist von dem Gedanken besessen, den Tod zu besiegen. Zu spät erkennt Lisa, dass sie einen entsetzlichen Fehler begangen hat …"

Der Autor Volker Dützer (Jahrgang 1964) lebt und arbeitet im Westerwald, in dem auch sein aktueller Roman spielt. Er hat auch schon diverse andere Romane auf den Markt gebracht.

Nach den ersten Seiten ist man schon mitten im Geschehen. Schnell lernt man die Protagonisten des Buches kennen, die einem bis an das Ende des Buches begleiten werden. Im Mittelpunkt stehen die Ärztin Lisa Wegener und der Wissenschaftler Vincent von Dyck. Einer meiner Lieblingscharaktere war jedoch der Kommissar Jan Wolzow. Er erinnerte mich stark an den Tatort Kommissar Schimanski.

Ich möchte jetzt nicht zu viel vom Inhalt berichten, sondern bleibe bei meinem Eindruck vom Gesamtwerk. Hier muss ich leider gestehen, dass ich hin und hergerissen bin. Volker Dützer versteht es vom ersten Kapitel an hervorragend eine Spannung aufzubauen, die mich als Leser dazu brachte, das Buch innerhalb weniger Tage durchzulesen. Trotzdem habe ich aber auch ein paar Punkte, die mich enttäuscht haben.

Inhaltlich geht es zwar auch um ein wenig medizinischen Hintergrund, aber mehr im wissenschaftlichen Sinn und nicht so wie erwartet in einem Krankenhaus-Setting. Das Cover spiegelt da leider auch ein falsches Bild wider. Hat man sich aber erst einmal in die Story eingelesen, möchte man wissen wie es weitergeht. So ist es mir ergangen. Als Leser stellt man sich immer wieder die Frage, warum dies oder jenes geschehen ist und durch die geschickt eingebauten „Cliffhanger“ möchte man immer weiterlesen. Neben den „Cliffhangern“ wechselt Volker Dützer immer wieder die Perspektive der Protagnoisten. Einmal geht es aus der Sicht von Lisa Wegener und dann wieder aus der Sicht von Jan Wolzow weiter. Das erzeugt einen weiteren Spannugsaufbau.

Die Handlung bringt viel Action mit. Nach meinem Geschmack auch ein wenig überzogen und zu sehr ausgereizt. Manchmal ist weniger mehr. ;-) Es findet sich auch der ein oder andere Logikfehler in den Abläufen. So erzählt ein Opfer welches im Sterben liegt in aller Ruhe und ausführlich über seine Beteiligung an dem Geschehen. Die Protagonisten handeln nach eigenen Interessen und suchen oft ihren Vorteil. Zum Schluss laufen die Handlungsstränge und Geschichten der Charaktere zusammen und ergänzen das Puzzle. Ob jeder Leser mit dem Ende des Buches zufrieden sein wird, bleibt abzuwarten. In der Leserunde gab es positive und negative Meinungen dazu. Ich persönlich konnte mit dem Ende gut leben.

Ich fand das Buch trotz der Schwächen nicht schlecht. Es ist ein psychologischer Thriller mit vielen Spannungsbögen und „Aha-Momenten“. Gut fand ich bei der Leserunde, das sich auch der Autor an der Diskussion beteiligt hat. So konnten wie Leser auch die ein oder andere Frage klären und auf die Logikfehler aufmerksam machen. Ich würde jedoch auch dem Verlag empfehlen, das Cover zu ändern. Ein Skalpell, eine Pinzette und eine Klemme, welche Assoziationen zu einem OP-Setting wecken, kommen definitiv nicht vor.