Rezension

Toller Auftakt einer vielversprechenden Reihe!

Auslöschung - Jeff VanderMeer

Auslöschung
von Jeff VanderMeer

Was habe ich mich auf dieses Buch doch gefreut! Nachdem ich den Trailer zur gleichnamigen Buchverfilmung gesehen habe, die dieses Jahr ins Kino kommen sollte, war ich sofort interessiert an dieser Trilogie und habe kurzerhand beschlossen, diese beim Droemer-Knaur-Verlag anzufragen, der sie mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Dass der Film zu diesem Buch nun in Deutschland nicht über die Leinwände unserer Lichtspielhäuser flimmern wird, tat dem Interesse, das ich dem Inhalt des Werkes entgegenbrachte, nichts. Eher sogar freute ich mich, als die Tatsache verkündet wurde, der Film solle seine Premiere Mitte März auf dem Streaming-Portal Netflix, das heutzutage wohl jedem bekannt ist, feiern. Es geht hier jetzt aber gar nicht um die Debatte, ob diese Streaming-Anbieter das Kino aussterben lassen oder nicht, sondern, ob mich Jeff VanderMeers überzeugen konnte – oder nicht.

 

 

Ich hatte es zu Beginn des Buches nicht leicht, in die Geschichte einzusteigen. Obwohl mich der Gedanke an eine abenteuerliche Expedition in ein unerforschtes, gefährliches Gebiet reizte – oder gar faszinierte – , schaffte es der Autor auf den ersten gut vierzig, fünfzig Seiten nicht, mich zu packen, sodass es doch Überwindung kostete, wieder zu dem Buch zu greifen.

 

Nun begab es sich aber so, dass besagter Autor derjenigen Rezension, die ihr gerade lest, an einem verregneten und düsteren Montagmorgen krank und geschwächt in seinem Bett lag, nicht dazu fähig, dem normalen Alltag nachzugehen. Auf einmal, hell und deutlich, keimte in ihm die Idee auf, sein momentanes „Currently Reading“, also das Buch, welchem er momentan die meiste Aufmerksamkeit schenkte, um es zu lesen (ein weitverbreiteter Fachbegriff im Business der Bookstagrammer), fortzusetzen. Er sollte es nicht bereuen.

 

Nach einigen weiteren Seiten hatte ich, um die Erzählperspektive wieder zu wechseln, mich mit dem Schreibstil des Autors angefreundet und nun konnte ich das Buch tatsächlich nicht mehr loslassen. Ich war fasziniert von der Welt, die er in seinem Werk entfaltete, und ich spürte in mir das kindliche Verlangen, dieses Gebiet zu erkunden und jegliche Geheimnisse, die es barg, zu offenbaren.

 

Gebannt verfolgte ich das Geschehen auf den nur knapp zweihundertvierzig Seiten. Ich konnte und ich wollte diese packende Lektüre nicht aus den Händen legen. Dabei waren die Vorkommnisse auf keiner Weise vorhersehbar, sondern überraschend und unerwartet.

 

Begierig darauf, neue Informationen über diesen geheimnisvollen Ort zu erfahren, verschlang ich die letzten zweihundert Seiten. Da meiner Meinung nach viel zu wenig darüber aufgedeckt wurde, ist meine Neugierde für die letzten beiden Bände geweckt.

 

Die Figuren sind sehr kalt und distanziert beschrieben, aber das passt in das Szenario, die Umstände hinein. Es wird auch überzeugend erklärt, weshalb die Figuren in keiner emotionalen Verbindung zueinander stehen sollen, weshalb mich dieser Punkt nicht stört. Eher fügt sich diese Tatsache in den Schreibstil und die sonstige Atmosphäre mit ein.

Über die Protagonistin erfahren wir durch häufige Zeitrückblenden viel über ihre Vergangenheit und ihren Ehemann, der einer früheren Expedition gefolgt ist. Dennoch fühlt sich der Leser dieser Figur nicht nahe, sondern erlebt sie eher als eine sehr distanzierte und sachliche Erzählerin, die das Geschehen ziemlich nüchtern widergibt, ohne zu stark subjektive Eindrücke hinzuzudichten - eine echte Biologin eben. Dadurch wirkt sie für den Leser aber auch unberechenbar, sodass man einige Handlungsstränge, die von ihr ausgehen, nicht ganz nachvollziehen kann, jedenfalls ging es mir mit ihr so.

 

Auch das Ende konnte mich nicht vollends überzeugen. Es stellte sich dann doch stark „fantastisch“ heraus, wenn ihr versteht, was ich meine. Der Autor präsentierte uns über die ganze Lauflänge seines Buches konkrete Beschreibungen und biologisch nachweisbare Fakten über diesen Ort – und nun driftete das Szenario eher in das Genre der „Fantasy“ ab. Im Nachhinein stört diese Tatsache mich nicht stark an dem Buch, aber es stieß bei mir doch eine Art der Verwunderung hervor, sodass ich diesen Punkt erwähnen wollte.

 

Nun habe ich das Gefühl, dass meine Bewertung sehr negativ ausfällt. Das soll so aber nicht sein, denn ich habe den ersten Band der Southern-Reach-Trilogie sehr genossen. Es hat mir große Freude bereitet, sowohl diesen mysteriösen und spannenden Ort als auch die Vergangenheit der Protagonistin zu entdecken und auf Expedition zu gehen mit ihr. Auch bin ich neugierig, was die Folgebände betrifft, die schon in meinem Bücherregal auf mich warten.

 

 

„Auslöschung“ kann ich jedem Leser empfehlen, der, wie ich, Freude daran hat, mysteriöse Orte zu entdecken und auf spannende Expedition zu gehen. Es ist ein gelungener, abenteuerlicher Roman mit leichten Science-Fiction-Anteilen, der einen gelungenen Auftakt zur hochgelobten Southern-Reach-Trilogie darstellt.