Rezension

Too young to die

Young World - Die Clans von New York - Chris Weitz

Young World - Die Clans von New York
von Chris Weitz

Klappentext:
Es gab ein Leben davor. Dann kam die Seuche. Übrig blieben nur die Teenager. Jetzt, ein Jahr danach, werden die Vorräte knapp und die Überlebenden organisieren sich in Clans. Jefferson, Führer wider Willen des Washington-Square-Clans, und Donna, in die er heimlich verliebt ist, haben sich ein halbwegs geordnetes Leben in all dem Chaos aufgebaut. Doch als Brainbox, das Genie ihres Clans, eine Spur entdeckt, die zur Heilung der Krankheit führen könnte, machen sich fünf von ihnen auf in die gefährliche Welt jenseits ihres Rückzugsortes – Schießereien mit feindlichen Gangs, Flucht vor Sekten und Milizen, Überleben in den Gefahren der U-Bahn-Schächte inklusive. Denn trotz aller Aussichtslosigkeit glaubt Jeff an die Rettung der Menschheit.

Der Autor:
Er ist der Regisseur von ›Twilight‹. Er hat sich Filme wie ›Der goldene Kompass‹, ›About a Boy‹ und ›Cinderella‹ ausgedacht und schreibt derzeit  am Drehbuch für ein ›Star Wars‹-Stand-Alone. Mit ›Young World‹ hat er eine neue faszinierende Welt in Romanform erschaffen.

Meine Meinung:
Eine Seuche hat zwei Jahre zuvor alle Erwachsene und Kleinkinder getötet. Teenager, die ihren 18. Geburtstag feiern, sterben auch entweder an dem besagten Tag oder wenig später. Warum das so ist, wollen vier Jugendliche herausfinden.
Jefferson, der sich als nerdigen Philosophenkönig sieht und heimlich in Donna verliebt ist. Sie sieht sich als leicht verdrehtes Girl-Power-Mädchen. Dann ist da noch Brainbox, der verrückte Professor nur in jung, der keine Ironie versteht, und Peter, der schwule christliche Adrenalin-Junkie. Unterwegs lernen sie SeeThrough kennen, die für mich eine interessante Charakterzeichnung war. Ein kämpferisches Mädchen, das an einen weiblichen Ninja erinnert.
So wird jede Richtung in diesem zusammengewürfelten Haufen bedient.
Sie alle wollen herausfinden, warum offenbar ein Erwachsener, der "Alte Mann" überlebt hat oder er eine Legende ist, und ob man diese mysteriöse Krankheit heilen und somit die verbliebende Menschheit retten kann.

Der Beginn des Buches hat mir sehr gefallen. Gekonnt beschreibt Chris Weitz die postapokalyptische Welt, in der die Teenager quasi gefangen sind. Sie wissen, dass sie sterben müssen, es scheint keinen Ausweg zu geben. Deswegen habe ich mich auch gefragt, warum so viel Gewalt eine Rolle spielte. Man bekämpft sich bis aufs Blut, scheint kein Interesse an einem Miteinander zu haben und fristet so sein Dasein, bis der Tag kommt, an dem es kein Zurück mehr gibt - außer, man hat schon vorher ins Gras gebissen.

Warum sterben die Jugendlichen, wenn sie 18 werden? Wenn man 17 wird, ist man doch schon im 18. Lebensjahr. Ich habe hier die Umsetzung nicht richtig verstanden, aber ich möchte nicht zu viel verraten. Nur, dass es mir unlogisch vorkam, denn wenn man 18 wird, ist man bereits im 19. Lebensjahr, was die ganze Geschichte in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Chris Weitz war mir natürlich ein Begriff. Er ist Drehbuchautor und Regisseur, das merkt man dem Buch auch an. Schon die Dialoge wirken wie aus einem Drehbuch:
Jeff: jemand muss beim Auto bleiben.
SeeThrough: Das übernehme ich.
Ich (Donna): Dann brauchst du was zum Schießen.

Das geht über das gesamte Buch so, wird aus Jeffersons und Donnas Sicht in jeweils wechselnden Kapiteln erzählt.
Ich fand es sogar originell umgesetzt, mal was Neues. Nur die Figuren blieben bis auf SeeThrough und Brainbox etwas blass. Mir fehlten die Emotionen, egal auf welchem Terrain. Mich hat die Geschichte nicht gänzlich gepackt.
Gelungen fand ich die Bezüge zu Filmen und Büchern, die zitiert und angesprochen wurden. Star Wars, Twilight, Shades of Grey. Der Autor spielt mit seinem Steckenpferd, und das äußerst gut. Ein Junge nennt sich Ratso, so hieß Dustin Hoffman in "Asphalt Cowboy" - und der Name passt.
Immer mehr flaute dann die Spannung ab, es kam mir wie eine Aneinanderreihung von Schießen und Flüchten vor. So als würde man sich im Großstadtdschungel befinden, eingekreist vom Feind, ohne zu wissen, ob man überlebt. So war es ja auch, aber der rote Faden fehlte mitunter.

Der Sprachstil war jugendlich, frisch, ironisch und auf den Punkt gebracht. Nur die übertriebene Gewalt - mitunter auch an Tieren - hätte nicht so extrem sein müssen. Man könnte ja glauben, dass die Teenager in der Zukunft keine oder wenig Gehirnmasse besitzen und nur darauf aus sind, sich zu töten. Wäre es da nicht sinnvoller, zu forschen, warum sie dem Tode geweiht sind? Oder denken nur Erwachsene so weit?
Hier hätte ich mir gewünscht, dass sich durchaus mehr schlaue Köpfe wie Brainbox gefunden hätten. Aber vielleicht würde die Welt wirklich so aussehen. Kalt, karg, voller Verwesung und Tod.

"Die Clans von New York" ist der Auftakt zur "Young World"-Reihe, der mir etwas zu brutal war und bei dem mir Gefühle jeglicher Art gefehlt haben.

3 Sterne.