Rezension

Viel Drumherum, wenig Spannung

Signum -

Signum
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 3 Sternen

Kim Ribbing will nun endlich Antworten von seinem Peiniger, Doktor Martin Rudbeck und hat ihn deshalb im Keller seiner Villa versteckt, allerdings läuft nicht alles nach Plan und plötzlich hat Kim ein ziemlich großes Problem. Probleme gibt es auch in der Beziehung zu Ex-Polizistin und Krimiautorin Julia Malmros, denn die kommt nur bedingt mit Kimˋs Stimmungsschwankungen zurecht und natürlich ist da auch noch Astrid Helander, der Kim angeboten hat ein Zimmer in seinem Haus als Zuflucht zu nutzen.

Nachdem das erste Buch mit einem ziemlichen Cliffhanger geendet hat, musste ich natürlich wissen wie es weitergeht, obwohl im Groben recht klar war, was sich da wohl im Keller des ehemaligen Botschaftsgebäudes abspielt. Der Fortgang der Geschichte, rund um Kimˋs Rache und damit verbunden eventuell auch eine gewisse Aufarbeitung seiner Vergangenheit versprach recht spannend zu werden. Spannend war es dann auch, allerdings nur wenige der 480 Seiten lang, denn der große Knall kommt ziemlich früh im Buch und dann beobachtet man die Protagonisten eigentlich nur noch dabei, wie sie krampfhaft versuchen der Polizei wenigstens einen halben Schritt voraus zu sein. 

Irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sich die Figuren einmal komplett gedreht haben. Aus der taffen Julia wird eine stets jammernde, sich selbst leidtuende Frau mittleren Alters, die ständig mit ihrer Beziehung und ihrer beruflichen Zukunft hadert. Kim, der unerschütterliche, immer einen Ersatzplan inpetto habende Hacker, macht einen dilettantischen Flüchtigkeitsfehler nach dem Anderen und wäre ohne die Hilfe von Julia, Astrid und dem geheimnisvollen Ces ziemlich verloren, und Astrid die für Tierrechte kämpfende Hardcoreveganerin entpuppt sich als manipulative, skrupellose Trickbetrügerin. Das wurde mir alles zu viel und hat auch nicht unbedingt zu dem Bild gepasst, dass ich mir im ersten Buch von den Figuren gemacht hatte. Klar, ich liebe komplizierte, spezielle Figuren, mit Ecken, Kanten und gern auch einer Dunklen Seite, aber das hier war einfach zu viel des Guten. Man hat das Gefühl der Autor versucht einen Wettkampf um die durchgeknallteste Figur zu gewinnen. Einziger Lichtblick hier, Julias Freundin Irma, die herrlich selbstironisch von ihrem, hoffentlich noch weit entfernten Tod philosophiert. Leider kann dann auch die etwas unbeholfene, aber durchaus niedliche Romanze von Julias Ex mann Jonny die angeknackste Stimmung nicht mehr retten. 

Rein theoretisch ist die Geschichte vom Beginn der Trilogie, in meinen Augen, auserzählt, ich kann mir also nicht vorstellen, was jetzt Thema im dritten und letzten Buch werden soll. Davon abgesehen glaube ich kaum, dass ich mich für den dritten Band noch werde motivieren können.

Obwohl ich das Buch wesentlich schwächer als seinen Vorgänger fand und die Geschichte gut auch mit der Hälfte der Seiten funktioniert hätte, gebe ich drei Sterne, weil zweieinhalb ja nicht geht und ich zwei dann doch zu drastisch fand.