Rezension

Was für ein unwürdiges Leben als Sklave der Südstaaten Amerikas!

James -

James
von Percival Everett

Bewertet mit 4 Sternen

Die Szenerie spielt rund um den Mississippi, um Ortschaften wie z.B. Hannibal, Fourmile Island, Saverton, in der Nähe von New Orleans etc. bis nach Edina, Missouri. In Anlehnung des Romans Huckleberry Finns Abenteuer von Mark Twain findet sich im Original dieses Autors auch das Südstaatenenglisch des 19. Jahrhunderts unter den Sklaven wieder, was für den Übersetzter sicher eine besondere Herausforderung darstellt und dem Leser zumindest anfangs den Lesefluss beeinträchtigen mag. Dieses Pigeon-English wird hier bewusst als Distinktionsmerkmal gegenüber dem Standardenglisch der weißen Bevölkerung eingesetzt, sind doch Sklaven als Angehörige vermeintlich primitiver Völker retardiert, einfältig und nur mehr Tier oder Arbeitsmaschine. Interessant sind die Reflektionen von Locke, Montesquieu, Voltaire, Diderot, Rousseau über Ungleichheit, Rasse, Sklaverei, Albinismus. Diese Philosophen der Aufklärung kannten wohl genau die Wirklichkeit der Sklaverei in den Kolonien. Die Hauptfigur Jim, ein verheirateter Sklave mit Tochter, des Lesens und Schreibens kundig, spielt jedoch den Dummen aus Selbstschutz. Um seinem Verkauf zu entkommen, flieht er zusammen mit dem Jungen Huckleberry, Huck genannt, und erlebt als gejagter Entflohener viele Abenteuer. In seinen Träumen ist er z.B. mit Montesquieu der Meinung, dass wir, ungeachtet von Hautfarbe, Sprache oder Gepflogenheiten, alle gleich sind. Auch der historische Moment des Kriegs zwischen den Nord- und Südstatten Amerikas ist geschickt eingeflochten mit einem positiven Ausgang für James alias Jim. Die Sklaverei und der Sklavenhandel wurden übrigens letztlich nicht allein (und nicht einmal hauptsächlich) aus moralischen, sondern vor allem aus wirtschaftlichen Gründen abgeschafft.

Interessanter Lesestoff!