Rezension

Ein Sklavenleben

James -

James
von Percival Everett

Bewertet mit 5 Sternen

Perceval Everett hat Mark Twains Geschichte von Tom Sawyer und Huckleberry Finn aus einer anderen Perspektive erzählt und die hat es in sich.
Der Sklave Jim spielt in dem Originalbuch nur eine Nebenrolle, hier wird er zur Hauptperson. Er kann lesen und schreiben, was für Sklaven streng verboten ist, er lehrt die Kinder heimlich die Hochsprache zu sprechen und nicht nur das verstümmelte "Nigger-Englisch", das die Weißen von den Sklaven erwarten. Als er verkauft und von seiner Familie getrennt werden soll, flieht er auf eine Insel im Mississippi und Huck Finn folgt ihm. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Freiheit, aber der ist schwer zu finden.
Nachdem ich vor einigen Jahren das Buch "Underground Railroad" gelesen hatte, glaubte ich, dass mich nichts mehr erschüttern kann. Aber dieses Buch ging mir an die Nieren. Die Sklaven wurden in den Südstaaten der USA nicht wie Menschen behandelt, sie waren nichts als Kapital, das man nach Belieben und Laune foltern, verkaufen oder töten konnte. Diese Einstellung bemerkt man ja noch heute. So erlebt es auch James und er entkommt nur mühsam den Sklavenjägern. Das Buch ist erstklassig geschrieben und faszinierte mich von der ersten bis zur letzten Seite. Dabei hat es auch leichte und heitere Seiten.
Ein besonderes Lob verdient der Übersetzer Nikolaus Stingl, dem es gelang die Atmosphäre des Buches auch in deutscher Sprache zu vermitteln.
Manchmal ist das Buch sehr brutal, aber es ist unbedingt lesenswert!  es ist unbedingt lesenswert.