Rezension

Sklavenleben

James -

James
von Percival Everett

Bewertet mit 5 Sternen

 

In seinem Roman “James“ schreibt Percival Everett Mark Twains berühmten Roman “Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ um, indem er zwar die Charaktere Huck und Jim und zahlreiche Episoden übernimmt, jedoch den Sklaven James -  genannt Jim - zur zentralen Figur macht. Jim kann lesen und schreiben, verbirgt seine Kenntnisse und Intelligenz aber hinter dem primitiven Südstaatendialekt, den Sklaven sprechen, um nicht die Aufmerksamkeit der Weißen zu erregen, die Farbige für minderwertig, nicht besser als Tiere halten.  Eines Tages erfährt er, dass er verkauft werden soll und flieht, weil ein Verkauf bedeuten würden, dass er seine Frau Sadie und seine kleine Tochter Lizzie nie wiedersehen würde. Huck schließt sich ihm an, indem er seinen Tod vortäuscht, weil sein Vater, ein Alkoholiker, zurückgekehrt ist und ihn brutal misshandelt. Sie nehmen ein fremdes Ruderboot, bauen sich später ein Floß und fahren den Mississippi entlang. Zeitweise verstecken sie sich auf einer Insel im Fluss. Während ihrer Flucht erleben sie Abenteuer und gefährliche Begegnungen und werden zeitweise getrennt. Jim wird von seinem Aufseher und anderen Weißen gesucht, und sein Leben ist ständig in Gefahr.

Everetts Roman ist sehr gelungen, beschreibt er doch in teilweise sehr brutalen Szenen, wie es den rechtlosen Schwarzen in der Zeit der Sklaverei erging. Sie wurden ständig ausgepeitscht, für Kleinigkeiten aufgehängt, und wenn ein Mob einen Lynchmord verübte, wurde niemand strafrechtlich verfolgt, weil es nicht möglich war, einen Einzeltäter anzuklagen. Hinzukamen Farmen, wo Farbige für den Weiterverkauf gezüchtet wurden. Wenn ich Donald Trumps lächerliche Parole “Make America great again“ höre, denke ich automatisch an das menschenverachtende System des Sklavenhandels, nicht nur an die Vernichtung und Vertreibung der indigenen Völker.

Ich habe dieses Buch gern gelesen, enthält es doch neben den brutalen auch humorvolle, recht witzige Passagen, nicht zuletzt auch, weil der Übersetzer einen Dialekt erfindet, der geschickt die Sprache der Sklaven des Originals imitiert.

“James“ ist eine gelungene Adaptation von Twains Meisterwerk, zeitlos mit seiner Thematik, weil es Rassismus auch im 21. Jahrhundert noch gibt, nicht nur in den USA. Ich empfehle dieses Buch ohne Einschränkung.