Rezension

Was wäre wenn

Man sieht sich -

Man sieht sich
von Julia Karnick

Frie und Robert sind beste Freunde, obwohl zumindest Robert das gerne ändern würde. Als sie sich mit Anfang 30 Wiedersehen, scheint sich nichts geändert zu haben und gleichzeitig ist alles anders. Frie und Robert verlieren sich erneut aus den Augen und treffen sich erst mit mittlerweile 50 auf dem Abitreffen wieder.

Im Leben begegnen uns viele Menschen, manche beeindrucken uns mehr und manche weniger. Bei einigen denken wir, was wäre wenn gewesen oder auch, hätten wir uns doch zu einer anderen Zeit getroffen. So ähnlich geht es auch Robert und Frie, die sich auf dem Gymnasium kennenlernen und bereits mit 17 sehr eng verbunden sind. Während Robert ziemlich schnell merkt, dass er sich für mehr als Freundschaft interessiert, will Frie sich nicht festlegen oder ihre Freundschaft gefährden. Als Frie später merkt, dass sie doch mehr will, scheint es zu spät und sie verlieren sich aus den Augen. Bevor sie sich wiedersehen vergehen Jahre. Trotzdem knüpfen sie fast nahtlos an ihre letze Begegnung an, jeder übervoll mit eigenen Ängsten und Erwartungen und sie stellen erneut fest, dass sie weder Freunde noch Paar sein können. Der Titel des Buches, „Man sieht sich“, wird zur beschreibenden Metapher von Frie(derika)s und Roberts Beziehung. 

Julia Karnick erzählt in ihrem Buch die Geschichte einer Beziehung und zweier Leben von 1988 bis 2023. Abwechseln aus der Perspektive der beiden Hauptprotagonisten. Mühelos trifft sie für jede Lebensphase die richtige Stimmung und nimmt ihre Leser:innen mit auf die Reise zweier Menschen, die erst sich selbst kennenlernen müssen, bevor sie herausfinden können, was sie füreinander sind. Die Unsicherheit während Robert und Frie Teenager sind, seine Melancholie und ihr Drang nach Freiheit und Abenteuer, beschreibt Karnick genauso feinsinnig wie die Phase Anfang 30, als ihre Verpflichtungen als Mutter mit seinem unabhängigen Künstler-Dasein konkurrieren. Und schließlich wenn Frie und Robert mit 50 auf die Geschichte ihrer Beziehung zurück blicken und sich fragen, ob sich etwas verändert hat, seit er damals den Song für sie schrieb: „So I guess it is love. But, hey, no chance, cause she‘s Frie.“