Rezension

Wenn Liebe zum Kampf wird

Kampfsterne - Alexa Hennig von Lange

Kampfsterne
von Alexa Hennig von Lange

Bewertet mit 3 Sternen

"Kampfsterne" ist eine Momentaufnahme des Lebens dreier Familien in einer deutschen Vorstadtsiedlung in den 80ern. Dabei wird weniger auf die Besonderheiten einer bestimmten Epoche eingegangen als vielmehr das zerrüttete Konstrukt der heilen Familie porträtiert.
Rainer und Ulla haben mit seiner Brutalität zu kämpfen, Rita und Georg haben sich nichts mehr zu sagen, außerdem findet sie ihre Kinder zu mittelmäßig, Ellas und Bernhards Ehe zerbricht an seiner Untreue. Trotz allem versuchen sie mit aller Kraft an ihrem Erscheinungsbild einer heilen Familie festzuhalten.
Wie sehr ihre Kinder unter diesen Verhältnissen leiden, bekommen sie dabei kaum mit.
Während die Erwachsenen wie Kampfsterne umeinander kreisen und sich an Idealen orientieren, die sie nicht glücklich machen können, sollten sie ihre Energie doch eigentlich darauf verwenden, ihren Kindern eine sichere Welt zu bieten. Die Ehe verkommt zum Kampf, das eigene Heim zum Kriegsgebiet und bietet den Kleinen damit eine denkbar schädliche Umgebung zum Aufwachsen. Was passiert, wenn man das Wichtigste in seinem Leben übersieht, zeigt dieses Buch.
Das Thema ist wichtig, wird aber dadurch, dass die Geschichte aus zu vielen Perspektiven geschildert wird, oft zur Nebensache. Es ist zwar interessant, die Geschichte sowohl aus erwachsener als auch aus kindlicher Sicht geschildert zu bekommen, aber die Wechsel erfolgen teilweise zu schnell. Dem Geschehen zu folgen verkommt zum Kraftakt.
Das ist wohl dem Thema angemessen, aber zerstört doch etwas das Lesevergnügen. Auch fehlt mir etwas die Emotionalität: Gerade wenn es um Liebe und Vertrauen geht, sollte man doch auch innerlich angesprochen sein. Stattdessen fühlt sich alles ziemlich steril und kalt an.
Fazit:
Das Buch überzeugt in seinen Grundzügen, ist in seinen Feinheiten aber noch ausbaufähig.