Rezension

Zu oberflächlich

Der Zopf - Laetitia Colombani

Der Zopf
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 3 Sternen

~~Inhalt:

Drei Frauen, drei Schicksale:

Smita aus Indien ist eine Dalit (unterste Kaste) und lebt somit am Rande der Gesellschaft. Ihre Aufgabe ist es, die Exkremente der Menschen im Dorf zu beseitigen - mit den bloßen Händen und einem Korb. Für ihre Tochter will sie etwas Besseres und schickt sie zur Schule. Doch dort wird sie nicht akzeptiert ...

Die 19jährige Giulia arbeitet in der traditionsreichen Perückenherstellung ihres Vaters in Sizilien. Als ihr Vater eines Tages einen schweren Unfalls erleidet, stellt sich die schwierige Frage, wie das Leben für die Familie weitergehen und ob die Firma überleben kann. Giulia muss zum ersten Mal in ihrem Leben echte Verantwortung übernehmen.

Sarah aus Kanada lebt den Traum einer erfolgreichen Anwältin, die es bis ganz nach oben geschafft hat. Sie wird respektiert und sogar gefürchtet. Ihr Privatleben behält sie komplett für sich. Doch eines Tages erhält Sarah die Diagnose Brustkrebs und trotz aller Bemühungen und Kämpfe muss sie erleben, wie sie aus der Kanzlei gemobbt wird und in dem Haifischbecken selbst untergeht.

Meinung:

Die Idee finde ich toll: dass drei völlig unterschiedliche Frauen an verschiedenen Orten der Welt irgendwie miteinander verbunden sind, sei es durch ihr Ankämpfen gegen die Widrigkeiten ihres Lebens, sei es durch ihre - Haare. Vor allem die Geschichte Smitas hat mich anfangs sehr berührt und schockiert.

Doch leider, leider ist dieses Buch viel zu kurz, um mehr als nur an der Oberfläche zu kratzen. Bei insgesamt knapp 300 Seiten bedeutet dies ca. 100 Seiten für jedes Frauenschicksal. Somit rast die Autorin durch die Leben der drei Protagonistinnen, beschreibt viel, Dialoge gibt es kaum (oder sogar gar nicht). Dem Leser bleibt nichts anderes übrig, als dieses Tempo mitzugehen - und sich am Ende zu fragen, was denn jetzt bleibt. Denn leider werden die Geschichten auch nicht weitererzählt bzw. zu einem (wenigstens vorläufigen) Ende gebracht, sondern sie brechen mittendrin ab. Ob Smita Erfolg für ihre Tochter hat, ob die Firma wieder erblüht oder ob Sarah überlebt, all das wird offengelassen. Mich hat diese Erzählweise etwas ratlos zurückgelassen. Um mit den einzelnen Frauen mitzufiebern, war mir das Ganze zu kurz und oberflächlich, aber ein Fazit am Ende, etwas, das ich mitnehmen kann, über das sich nachzudenken lohnt, gab es eben auch nicht.

Bisweilen drohte auch besonders der Erzählstrang um Giulia ins Kitschige abzurutschen. Also doch ein Frauenroman? Als etwas anderes kann ich ihn leider nicht sehen. Schade!

Fazit:

Das Buch bzw. die Geschichten der drei Frauen hätte Potenzial gehabt, doch aufgrund der geringen Seitenzahl (und die Schrift ist auch recht groß gehalten) und dem Stil der Beschreibungen plätschert alles an der Oberfläche dahin.

3 von 5 Sternen