Rezension

ausgereifte Handlungen, große Emotionen und authentische Charaktere

Legend 03 - Berstende Sterne - Marie Lu

Legend 03 - Berstende Sterne
von Marie Lu

Zitat:
„Sie hält meinen Blick fest und verzieht den Mund zu einem Lächeln, bei dem mir der kalte Schweiß ausbricht.“
(S.90)

„Der Gedanke, dass die Nation, die ich einst für so mächtig gehalten habe, in Wirklichkeit ums Überleben kämpft, erschüttert mich noch immer.“
(S.164)

„Die Sonne ist schon vor einer Weile untergegangen, doch die Lichter der Stadt erleuchten die tief hängenden Wolken, die die Sterne verdecken und den Himmel mit grauen und schwarzen Schatten überziehen.“
(S.251/252)

Inhalt:
Schwerkrank und den nahenden Tod vor Augen lebt Day mit seinem Bruder Eden in San Francisco. Hier soll er behandelt werden. Seine Chancen schwinden Tag um Tag mehr. 
Seit Monaten hat Day nichts mehr von June gehört und doch muss er oft an sie denken. Er hat die Vernunft über sein Herz siegen lassen. 

Der neue Elektor Anden treibt die Friedensverhandlungen mit den Kolonien voran. Doch nun breitet sich auf deren Gebiet eine Seuche aus. Die Republik wird verdächtigt, biologische Waffen eingesetzt zu haben. Day wird deshalb dringend in Denver bei Anden und June gebraucht. Zwiegespalten nimmt er die Einladung zu diesem Treffen an. Die Zeichen stehen nun wieder auf Krieg zwischen der Republik und den Kolonien. Und die Day verbleibende Zeit rinnt davon. Die Schmerzen werden täglich schlimmer. Den Tod vor Augen steht er vor schweren Entscheidungen.

Meinung:
„Legend – Berstende Sterne“ war eines der von mir am meist herbeigesehnten Bücher in diesem Jahr. Mit den ersten beiden Teilen der Reihe hatte Marie Lu für mich bereits Maßstäbe gesetzt. Neugierig, ob sie dieses Niveau halten und die Geschichte zu einem runden Abschluss bringen kann, hielt ich nun endlich das Trilogiefinale in der Hand. Und begann dann auch gleich zu lesen.

Von der ersten Seite an spürte ich wieder diese einmalige Atmosphäre, die die Autorin hier geschaffen hatte. Behutsam führte sie mich in diese Fortsetzung ein und versorgte mich mit allen Informationen über die Ereignisse zwischen den Bänden. Kurze Rückblicke baute sie ebenfalls geschickt ein, so dass ich das Gefühl bekam, nie weg gewesen zu sein.

Ich traf hier auf einen Day, der weiß, dass sein Ende immer näher rückt. June beherrscht immer noch sein Denken, er verzehrt sich nach ihr. Doch seine Entscheidung scheint unumstößlich. Day wirkt machtlos, fast will er aufgeben. Die Schmerzen in seinem Kopf werden immer schlimmer und sind schon fast ein stetiger Wegbegleiter. Und doch muss der ehemalige Staatsfeind Nummer 1 nochmals alle Kräfte mobilisieren. Er muss sein Bestes geben und der ehemals verhassten Republik beistehen.

Denn die Vorzeichen haben sich gewandelt. Die Kolonien haben nun mächtige Verbündete. Und so wird die Bedrohung für alle in der Republik Lebenden übermächtig. Die Republik wirkt verletzlich, steht kurz vor dem Fall. Aus der ursprünglich angenommenen Erlösung könnte großes Ungemach entstehen. Denn das wahre Gesicht der Kolonien wird immer klarer. Die Ziele und das Handeln immer deutlicher. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen förmlich. Gibt es einen Ausweg?

June scheint sich in ihrer Rolle als angehende Princeps wohlzufühlen. Doch trügt der Schein? Macht sie sich etwas vor? Auch sie denkt nach wie vor an Day. Durch ihre täglichen Pflichten ist June jedoch genügend abgelenkt. Aber der Tag des Wiedersehens kommt schneller als gedacht. Und wiederum ist June hin- und hergerissen zwischen Pflicht, Ehre und Gefühlen, derer sie sich letztendlich noch gar nicht klar ist. Definitiv beginnt für sie die Zeit der Erkenntnisse. June wirkt deutlich gereifter, sie trifft Entscheidungen und lässt sich nicht von ihren Zielen abbringen. 

Der angenehme Schreibstil von Marie Lu setzt sich auch in diesem Teil der Reihe fort. Sie bedient sich erneut der Erzählung in Gegenwartsform und ließ mich abwechselnd durch die Augen von Day und June blicken. Nach wie vor verzichtet sie auf überdetaillierte Beschreibungen. Die Liebesgeschichte wird dezent im Hintergrund gehalten. Und dennoch schwingen in diesem dritten Teil Emotionen durch die Seiten. Gerade, weil mir für meine Gedanken viel Spielraum gelassen wurde, hat sich diese Empfindung bei mir sogar noch verstärkt.
Ich fieberte mit, wanderte über solide gebaute Spannungsbrücken und genoss Phasen der kurzen Entspannung, um kurz darauf wiederum in ungeahnte Aufregung versetzt zu werden. Ich konnte mit jeder Nervenfaser spüren, dass Marie Lu Freude am Schreiben ihrer Geschichte hatte, die Charaktere nicht loslassen wollte, auch wenn das Ende unausweichlich war. Der Autorin ist es gelungen, mir eine rundum durchdachte und abgerundete Geschichte nahezubringen, die mich extrem an die Seiten gefesselt hat.

Das Ende wurde aus meiner Sicht sehr treffend gestaltet. Der große Showdown war bereits vorbei, dennoch standen weitere Entscheidungen an, die getroffen werden mussten. Auch wenn ich wirklich kein „Tränen- und Taschentuch“-Leser bin, ließen mich die anschließenden Ereignisse wirklich nicht kalt und ich bin froh, dass Marie Lu einen so schönen Abschluss finden konnte.

Für mich komplettiert „Legend – Berstende Sterne“ eine der besten Trilogien, die ich bisher lesen durfte. Nun freue mich auf weitere Werke der Autorin.

Urteil:
Durch die Mischung aus ausgereiften Handlungen und anklingenden Emotionen verbunden mit authentischen Charakteren wird „Legend – Berstende Sterne“ zu einer wahren Lesevariation, von der man kaum die Finger lassen kann und die eine ungeheure Anziehungskraft ausübt. Alles andere als 5 Bücher wäre ein Frevel an der Buchwelt!

Alle, denen gut durchdachte Handlungsstränge wichtig sind, dabei lesernahe Charaktere bevorzugen und mit diesen mitfiebern können, sind hier genau richtig. Für Liebhaber der ersten beiden Teile ist der Trilogieabschluss ein Must-Read!

Die Reihe:
1. Legend – Fallender Himmel
2. Legend – Schwelender Sturm
3. Legend – Berstende Sterne

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