Rezension

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Großes Finale

Legend 03 - Berstende Sterne - Marie Lu

Legend 03 - Berstende Sterne
von Marie Lu

Bewertet mit 5 Sternen

Der Abschluss dieser Trilogie hält alle Versprechen, die es in den vorherigen Bänden gegeben haben mochte. Und geht weit darüber hinaus.

Es bleibt schwierig, in einem Folgeband auf Anhieb Anschluss zu finden. Zwar sind die Charaktere noch einigermaßen präsent, aber alles was passiert ist - und vor allem die Chemie zwischen den Protagonisten kann man nicht so ohne weiteres wieder beleben. Wenn man sich dieser Tatsache bewusst ist, und dem vielleicht sogar entgegenwirkt in dem man die vorherigen Bände noch mal auffrischt, bevor man sich an den Abschluss wagt, dann wirkt dieser Abschluss wie ein grandioses Feuerwerk.

Day und June. Es ist acht Monate her, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben. June ist Princeps-Anwärterin in der Hauptstadt Denver und Day überwacht die Genesung seines kleinen Bruders in seiner Heimatstadt L.A. - und hat selbst große Probleme.

Als der erzwungene Frieden zwischen den Kolonien und der Republik aufgrund erneuter Seuchenaufkommen ins Wanken gerät, spitzt sich alles zu. Die Ereignisse bringen Day und June schließlich wieder zusammen. 

Es ist aber nicht mehr dasselbe. Die Gefühle der beiden haben noch nie wirklich im Vordergrund gestanden, aber sie waren immer präsent. Trotzdem, und das hat die Autorin wirklich wunderbar inszeniert, haben beide auch Gefühle für die Menschen in ihrer Umgebung - die Liebesbeziehung frisst nicht alles andere auf. Auch wenn man meinen könnte, dass die Liebe zwischen den beiden etwas kurz kommt und wenig ins Gewicht fällt, so finde ich das Gleichgewicht zwischen den Ereignissen und der Gefühlswelt sehr ausgewogen. Stellenweise ist die Kriegsszenerie und Taktiererei etwas langatmig, aber ich als Leser hatte nie das Gefühl, dass eine Handlung unbedacht oder aus dem Zusammenhang gerissen wäre. Ganz im Gegenteil. Die Autorin überzeugt auch hier wieder in der Kombination der Ereignisse, deren Folgen und den Konsequenzen für die Protagonisten. 

Aber gerade hier wird es richtig spannend. Die Autorin hat sich nicht nur einen neuen Staat für ihre Protagonisten ausgedacht - sondern auch die ganze Welt in ihre Überlegungen einbezogen. Wie kann in 300 Jahren unsere Welt aussehen, was wird passieren? Und das  - ganz unüblich für eine amerikanische Autorin - nicht nur auf die USA bezogen, sondern tatsächlich weltweit, und das detailliert. Besonders begeistert war ich, als dann die Szene mit June am Internet-Portal in der Hauptstadt der Antarktis passierte. Da tauchten dann plötzlich richtige Hintergrundinfos auf, zwar nicht in ermüdender Dichte, aber genug um die Welt ein bisschen besser zu verstehen. Auch die Entwicklung von Afrika und Antarktis ist nachvollziehbar und sogar erschreckend vorstellbar. Erschreckend im Sinne der Gesellschaftsformen der Antarktis. Aber beeindruckend, in welcher Dichte die Autorin Informationen vorrätig an und worauf sie eine Antwort parat hält.

Gegen Ende muss ich sagen, hatte ich aber doch ein paar unbeantwortete Fragen. Der finale Kampf endete sehr nebulös, Anden ist im letzten Drittel kaum zu sehen und was es eigentlich mit Days Krankheit auf sich hat wäre auch spannend zu wissen. Wieso auf einmal June das Gegenmittel in sich trägt und was die Kolonien sich überhaupt dabei gedacht haben bleibt ebenso unklar, wie der nicht-echte Kanzler der Kolonien. Aber trotz aller Fragen, ist die Geschichte schlüssig und alles wesentliche wird abgedeckt. 

Insgesamt bin ich von dem Finale um Day und June mehr als überzeugt. Es ist authentisch und nicht zu dramatisch - und vor allem der rosarote Himmel mit dem Regenbogen hat hier keine Chance. Denn auch statt einem 0815 Happy End mit Day wird gesund, Eden kann wieder sehen, Die Republik gewinnt und der Frieden wird erreicht, alles wird besser und schöner und Day und June bleiben auf ewig zusammen - gibt es eine realistische Alternative, die trotzdem glücklich macht.

Und das ist mit das Schönste an der ganzen Geschichte. Die Realitätsnähe auch für die Liebesbeziehung. Ohne zuviel verraten zu wollen, ist dieses Ende wahrscheinlich das, was einem perfekten Happy End am nächsten kommt.