Rezension

Beinahe großartig

The Girls - Emma Cline

The Girls
von Emma Cline

Dieses Buch scheint zu polarisieren. Es ist auf jeden Fall besonders, ich musste ein wenig damit kämpfen, auch wenn es durchaus beeindruckt.  

Die Geschichte ist spannend und erzählenswert. Evie Boyd ist 14, als sie Suzanne trifft, die sie in eine merkwürdige Sekte einführt. Emma Cline lässt einen wieder 14 sein. Wie sich ein vernachlässigter Teenager fühlt, wie Evie nach Aufmerksamkeit sucht und alle Warnzeichen ignoriert, als Beachtung in dieser Sekte findet, wird plastisch und nachvollziehbar geschildert. 

Der Erzählstil ist originell und schafft Atmosphäre. Trotzdem konnte ich mich nicht gänzlich damit anfreunden. Was zum Großteil eindrucksvoll Bilder schafft, ist an anderer Stelle immer wieder überzogen verformuliert. 
"Und nun war ich älter, und die auf Wunschdenken beruhenden Requisiten künftiger Ichs hatten ihr Tröstendes eingebüßt."
Dauernd stolpert man über furchtbar kluge Einwürfe, über die man nachdenkt, die aber bei näherer Betrachtung nichts zur Sache tun und aufhalten, reine Wortjonglage, die eher kontraproduktiv, manieriert und störend ist. Vielleicht ist auch die Übersetzung ab und an unglücklich. Das kann ich nicht überprüfen. Auf jeden Fall ist dieses Buch zwischendrin sehr oft ärgerlich, auch wenn die Geschichte fesselt.

„The Girls“ ist ein eindrucksvolles Buch, das ohne jede Romantik die Hippiezeit der späten 60er aufleben lässt und sich an dem berüchtigten Manson Fall orientiert. Es verstört und beeindruckt, brilliert mit atmosphärischen Bildern, man spürt die Verwahrlosung, riecht den Gestank, taumelt im Drogenrausch und erlebt Evies Zerrissenheit. Man könnte darin abtauchen und sich gruseln, wenn nicht der Erzählstil streckenweise überambitioniert wäre.
Es ist ein gutes Buch, beinahe großartig.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 15. August 2016 um 12:03

Ich will mich aber nicht gruseln. Ihhh!