Rezension

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Die etwas andere Suche nach Gott

Frau Bengtsson geht zum Teufel - Caroline L. Jensen

Frau Bengtsson geht zum Teufel
von Caroline L. Jensen

Als ich das Buch auspacke, fällt mir sofort auf, dass es anders ist: Die Ecken sind abgerundet (sehr erfrischend, aber gewöhnungsbedürftig), der „himmlische Hintergrund“ mit den „Teufelvögelchen“ ist harmonisch, aber provozierend. Ich bin gespannt.
Die gewöhnliche, kinderlose Hausfrau Frau Bengtsson ertrinkt an einem gewöhnlichen Dienstag durch ein Missgeschick in ihrer Wellness-Badewanne- und ist 38 Sekunden tot. Doch scheinbar hat der Schöpfer Mitleid mit ihr, und kurzerhand erweckt er sie wieder zum Leben. Dass sie wirklich tot war, will Frau Bengtsson niemand so recht glauben, erst recht nicht ihr Mann, mit dem sie eine gewöhnliche, aber doch eintönige langjährige Ehe führt, in der alles seine Ordnung hat. So wie in ihrem ganzen Leben, das hauptsächlich aus Hausfrauentätigkeiten (kochen, putzen, etc.), Lesen von Büchern und dem täglichen Geplänkel mit dem Briefträger bestand. Aber für Frau Bengtsson ändert sich nun einiges. Sie fängt an, über ihren Tod nachzudenken, überlegt, wie sie bei ihrem Begräbnis geschminkt werden möchte, welche Schrift der Grabstein haben soll und ändert ihr Testament. Klingt also zunächst nach rabenschwarzem Humor.
Doch dann beginnt Frau Bengtsson auch über ihren Glauben nachzudenken: warum gerade sie eine neue Chance bekommt und was „der da oben“ eigentlich mit ihr vorhat. Wer könnte dabei besser helfen als die Bibel und die junge Nachbarin Rakel von gegenüber, die Theologie studiert, Pastorin werden will und mit ihrem Leben und Glauben komplett im Einklang zu sein scheint? Frau Bengtsson notiert sich fleißig Fragen zum Alten Testament, in dem ihr all das Leiden gar nicht gefällt und muss dann feststellen, dass sie gar nicht infrage stellt, DASS sie glaubt, sondern wie sie glaubt. Ist man denn eine richtige, echte Christin wenn man – so wie sie – viel zu oft flucht, nicht in die Kirche geht (die nebenbei immer dann abgeschlossen ist, wenn man es gerade nicht gebrauchen kann) und auch sonst nicht viel zum Glauben beisteuert?
Das wäre alles gar nicht so schlimm, wenn da nicht noch der Teufel wäre...
Dieses Buch ist tatsächlich anders. Mich hat es eindeutig zum Nachdenken angeregt, diese etwas andere Suche nach dem Glauben. Ich finde, es ist gut geschrieben, sehr humorvoll, einige Stellen sind allerdings etwas lang und am Ende geht (wie so oft) alles viel zu schnell. Die Charaktere sind sympathisch dargestellt und räumen mit einigen Klischees auf. Obwohl es ein sensibles Thema ist, habe ich mich nicht in eine Ecke gedrängt gefühlt, trotzdem wird teilweise über die Strenge geschlagen. Aber am Ende kommt ja eh alles anders.