Rezension

Etwas bizarrer Roman an der Grenze zum Surrealismus

Blumentochter - Vanessa da Mata

Blumentochter
von Vanessa da Mata

Brasilien in einer nicht näher benannten Zeit irgendwo zwischen den 1970er Jahren und dem Beginn des Handyzeitalters. Das Mädchen Giza wächst bei ihren (jungen) Tanten in einer ruhigen, fast schon dörflichen Kleinstadt auf. Was mit ihren Eltern geschah, weiß sie nicht so richtig, darüber gesprochen wird in der Familie nicht. Sie kommt in die Pubertät, sie feiert ihren 18. Geburtstag, sie hat sich verliebt. Als sie am Tag ihres Geburtstags eine ihrer Tanten mit ihrem Schwarm in einer dunklen Ecke erwischt, erwacht die Rebellin in ihr. Sie traut sich in den Nachbarort Vila Morena, eine verrufene Stadt voller Säufer und Prostituieren. Überraschenderweise trifft Giza dort Menschen, die sie vorbehaltlos akzeptieren und ihr freundlich gesinnt sind und sie weihen sie in den Kult um die „Königin“ ein, eine Frau mit unglaublicher erotischer Ausstrahlung, die in der Vila Morena verehrt wird wie eine Göttin… Nach und nach kommt Giza dem Geheimnis auf die Spur, das sie mit der Vila Morena verbindet.

Der Roman schildert bunt (wie der Umschlag andeutet) und mit ausdrucksstarker, metaphorischer Sprache den Weg Gizas ins Erwachsenenleben und zu ihrer Selbstfindung. Leider wusste ich als Leser über weite Strecken des Buches nicht, wo es eigentlich hinwill. Mal geht es philosophisch zu, dann wieder ist die Atmosphäre von Erotik geprägt um dann auf einmal eine Kriminalgeschichte anzudeuten. Es ist von allem etwas, für mich aber leider weder Fisch noch Fleisch. Nur eins ist allen Handlungssträngen gemein: dass die Schilderungen fast surrealistisch anmuten. Um dieses Buch zu einem Lesegenuss werden zu lassen, muss man sich vorbehaltlos darauf einlassen – was mir nicht gelungen ist. Zu oft habe ich mich gefragt „kann das wirklich passieren?“, „Habe ich das jetzt richtig verstanden?“, „Ist vielleicht alles nur eine Fiktion in der Fiktion?“ Kurzum – es war für mich ein Leseerlebnis, aber leider kein Lesegenuss. Bei diesem Buch kommt es sehr auf subjektive Vorlieben des Lesers an, was Sprache und Handlung betrifft – ich könnte mir vorstellen, dass der Roman stark polarisiert. Für mich ist er wohl eher nicht geschaffen…