Rezension

Blumen und heidnische Bräuche.

Blumentochter - Vanessa da Mata

Blumentochter
von Vanessa da Mata

Bewertet mit 5 Sternen

Lektüre aus Brasilien: Mal was ganz anderes. Lest selber!

Gut übersetzte südamerikanische, zeitgenössische Autoren sind nicht so weit verbreitet, darum war ich besonders neugierig auf „Blumentochter“, geschrieben von einer brasilianischen Autorin, die zudem hauptsächlich als Musikerin bekannt ist. Vanessa da Mata, geb. 1976, wurde von Brasiliens Zeitschrift Criativa unter die 25 kreativsten Frauen gewählt, informiert der Verlag. Das kann ich nach diesem Roman bestätigen, der ein Leuchtfeuer farbenfroher Phantasie ist und mich bestens unterhalten hat.

Adalgiza lebt in einer nicht näher bezeichneten Stadt in den Tropen , von der sie sagt „Mitten im Nichts treibt unsere Stadt, gegen Vergessen und Langeweile ankämpfend“, behütet und kontrolliert von ihrer Familie, die einen Rosengarten bestellt. Als Giza grösser wird, erwacht in ihr ein Verlangen, die Welt, die Sexualität und sich selbst zu entdecken und sie bricht auf, immer der Strasse entlang bis nach Vila Morena, einem verruchten kleinen Viertel, in dem sie die Liebe kennenlernt ... und einiges mehr: Erschreckendes, Gewaltsames.

Vanessa da Mata hat die Hoffnung und Erwartung, die ich in sie als brasilianische Autorin gesetzt habe, weit übertroffen, sie hat eine Geschichte geschrieben, die in einer beliebigen (ich denke nicht realen) Stadt spielt, wo sie eine märchenhafte Legende entwickelt, die nicht von schlechten Eltern ist. Da gibt es alles: die schwere Schwüle der Tropen, skurrile Gestalten, Liebe, Intrige, Hass, verlogener Katholizismus, gefährliches Heidentum, Anbetung diverser Götter, ungezügelter Sex und Leidenschaft. Und in allem die Tropen. Farben. Gerüche.

Der Stil ist natürlich blumig wie es sich für diesen heissen Kontinent gehört, aber nicht schwülstig, die Bilder sind genau und schön, oft zeitlos, machen immer rechtzeitig halt, bevor sie in den Kitsch abrutschen könnten; die Dialoge sind geheimnisvoll und bedeutungsschwer.

Fazit: Eine märchenhafte Story, die sich liest, wie Butter, der in der Sonne schmilzt und eine Empfehlung für alle, die etwas für diese Art von Literatur übrig haben. Für mich war es ein unbeschwerter Lesegenuss und ein Blick in die Literatur eines anderen Kontinents.

Kategorie: Märchen/Legende
Verlag: List (aus der Ullstein Verlage GmbH), 2015