Rezension

Märchenhaft anmutende Geschichte, liebevoll illustriert

Der Wortschatz
von Elias Vorpahl

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Wort, das von Menschen ausgesprochen wurde, weiß seinen Namen nicht mehr und ist auf der Suche nach sich selbst. Dabei erlebt es gefährliche Abenteuer und begegnet Wesen, die an Alice aus dem Wunderland erinnern.

Diese märchenhafte Allerlei-Geschichte mit phantasievollen, fein gezeichneten Illustrationen spielt mit Worten, die in den Handlungsverlauf eingefügt sind (Wort-Bruch; 'Zeige' umgewandelt zu 'Geiz'), oft humorvoll (Aufstrich zum Frühstück und Unterstrich, Silbensalbe), lässt Geschichten erzählen wie in 1001 Nacht und erinnert mit dem altbekannten 'Teekesselchen'-Spiel so manchen Leser an seine Jugend.

Das würde ich ebenso mit fünf Sternen bewerten, wie die Fülle kluger Gedanken über das Verhältnis der Menschen zu Wörtern, zum Lesen:

"Das Schreiben bringt uns in unsere reinste Form, in absolute Klarheit. Beim Sprechen gehen wir in Bedeutungslosigkeit verloren." (13)

"Stattdessen ist die Zeitung voll mit Berichten von ausgesprochenen Worten, die Wortbrüche erlitten, verletzt und verformt wurden." (14)

"Dinge müssen nicht unbedingt einen Namen tragen, um bedeutend zu sein." (32)

Auch fragt sich das Wort, wer es denn sei, über die Qualität von Vorgetragenem zu entscheiden und ob es sich lohnt, tief in eine Geschichte einzutauchen, sein Leben mit ihr zu verbringen.

Das alles regt den Leser an, selbst darüber nachzudenken, wie er es mit dem Lesen und Beurteilen hält. Tja, und nun muss ich genau das tun … Leider hat mir die Handlung im Ganzen nicht so gut gefallen; ich fand sie teilweise etwas unzusammenhängend und nicht spannend genug, so dass ich insgesamt trotz der phantasievoll erzählten und liebevoll ausgestalteten Geschichte vier und nicht fünf Punkte vergebe.