Rezension

Mehr Tiefe als erwartet

Der Duft von Hibiskus - Julie Leuze

Der Duft von Hibiskus
von Julie Leuze

Bewertet mit 4 Sternen

Emma, Apothekerstochter, lebt wohlbehütet Mitte des 19.Jh in Stuttgart. Sie ist Anfang 20 und sollte jetzt langsam ans Heiraten denken. Aber sie will mehr und lässt sich von ihrem Vater in Botanik unterrichten. Dabei entdeckt sie ihre Begabung fürs Pflanzenzeichnen. Aber ein dunkles Geheimnis, an das sie sich selbst nicht erinnern kann, was ihre Familie aber dazu bringt sich von ihr abzuwenden, zwingt sie zur Flucht. Das Angebot des Forschers Oskar Crusius, sie als Assistentin für das Zeichnen für Pflanzen zu engagieren, kommt ihr da gerade recht. Seine nächste Expedition führt ihn nach Australien, wohin sie ihm folgt.

Ein völlig neues Leben erwartet sie dort, auf das sie ihre Erziehung zur feinen Dame, sie nicht vorbereitet hat. Aber Emma ist offen und findet sich in ihrer neuen Umgebung nach kleinen Hindernissen gut zurecht. Sie entwickelt sich weiter, wird selbstbewusst und bildet eigene Meinungen und Standpunkte heraus.

Diese Entwicklung von Emma im Roman zu verfolgen ist faszinierend. Wie aus dem schüchternen jungen unerfahrenen Mädchen, eine selbstbewusste junge Frau wird, die ihren Standpunkt vertritt. Der Spannungsbogen wird auch dadurch gehalten, dass immer nur bruchstückhaft das Geheimnis von Emma gelüftet wird.

Die Beschreibungen der Landschaft Australiens sind nicht zu überladen und ausufernd, sondern so, dass ich mich gut in die mir unbekannte Welt hineinversetzen konnte. Für mich interessant sind auch die Beschreibungen der Kultur der Aborigines. Man merkt, dass die Autorin dazu einiges recherchiert hat und nicht nur romantisierend erzählt. Obwohl mir die ersten Zusammentreffen der beiden Welten zu Beginn doch schon zu konfliktfrei ablief, wenn man bedenkt wie sich die Kolonisatoren gegenüber den Aborigines im Allgemeinen verhalten haben

Für mich war der Beginn des Romans leider etwas kitschig und austauschbar mit vielen anderen Romanen dieses Genres. Seine Besonderheit entfaltet sich erst später mit Emmas Entwicklung. Deshalb bin ich froh, dass ich dran geblieben bin, denn der Roman hat mir schöne Lesestunden beschert und mir auch Australien näher gebracht.

Was mir bis zum Ende nicht klar wurde, warum dieser Titel gewählt wurde. Ich hätte einen weniger austauschbaren, der mehr mit dem Roman gemein hat, gewählt. Das ist aber reine Geschmackssache.