Rezension

Nicht Kinsellas bester Roman, aber trotzdem sehr unterhaltsam

Das Hochzeitsversprechen - Sophie Kinsella

Das Hochzeitsversprechen
von Sophie Kinsella

Da mich bisher alle Bücher von Sophie Kinsella sehr gut unterhalten haben, war ihr neustes Werk Das Hochzeitsversprechen für mich ein absolutes Muss. Ich habe mich auf eine locker-leichte, lustige Lektüre gefreut und genau dies auch bekommen!

Typisch an den Romanen der Autorin sind die chaotischen, leicht naiven Protagonistinnen, die kein Fettnäpfchen auslassen und sich von einer schwierigen Situation in die nächste bringen. Lottie, die Protagonistin aus Das Hochzeitsversprechen, steht dem in nichts nach. Schon der Anfang ist einfach nur herrlich und lässt einen direkt auf ein chaotisches Abenteuer hoffen. Denn Lottie ist der festen Überzeugung, dass ihr Freund Richard ihr nach mehreren Jahren Beziehung nun endlich einen Heiratsantrag machen wird. Worauf sollte man denn auch sonst schließen, wenn er sagt, dass er ihr eine wichtige Frage zu stellen hat?! Stolz und voller Vorfreude posaunt Lottie überall herum, dass sie bald verlobt sein wird. Allerdings staunt sie dann nicht schlecht, als sie bemerkt, dass eine Hochzeit so gar nicht in Richards Sinne zu sein scheint. Wie passend, dass dann plötzlich Lotties Jugendliebe Ben wieder in ihr Leben platzt, mit dem sie vor vielen Jahren einige wunderschöne Wochen auf Ikonos verbracht hat. Und wie passend, dass Ben mit dem unglaublichen Vorschlag bei ihr ankommt, zu heiraten! 
Es wäre kein Kinsella-Roman, wenn Lottie dem nicht völlig überstürzt zustimmen und auch schon kurz darauf mit Ben vor dem Traualtar stehen würde. Das Chaos ist da natürlich vorprogrammiert. Vor allem als Lotties Schwester Fliss von der ganzen Geschichte Wind bekommt. Sie kennt ihre kleine Schwester und weiß, dass diese nach dem Ende einer Beziehung gerne mal völlig abgedrehte Sachen macht, aber eine Hochzeit mit einem mehr oder weniger Fremden hätte selbst sie nicht für möglich gehalten. Fliss macht es sich nun zur Aufgabe, die Ehe der beiden zu sabotieren und ihre Schwester wieder zur Vernunft zu bringen. 

Die Geschichte wird im Wechsel aus der Sicht von Lottie und von Fliss erzählt. Somit haben wir zwei Frauen im Mittelpunkt, von denen beide nicht immer die klügsten Entscheidungen treffen. Fliss wirkt im Gegensatz zu Lottie allerdings um einiges reifer. Sie musste aufgrund ihrer Scheidung viel durchmachen und eigentlich will sie Lottie nur vor einem großen Fehler bewahren und rechtfertigt so die vielen Eingriffe in das Leben ihrer kleinen Schwester. Lottie macht auf mich jedoch den Eindruck, als ob sie ihr Gehirn beizeiten einfach mal ausgeschaltet hätte, ihre Gedankengänge fand ich zum Teil wirklich sehr skurril. Dies ist definitiv sehr unterhaltsam, aber hat mich beizeiten auch fassungslos zurückgelassen. Da tut es sehr gut, dass zwischenzeitlich die Perspektive gewechselt wird, man mehr aus Fliss' Leben erfährt und ein vernünftigerer Charakter im Fokus steht. Ob die Entscheidungen von Fliss jetzt alle wirklich nötig und richtig sind, sei dahin gestellt. Aber mir fiel es doch deutlich leichter, mich in sie hinein zu versetzen und ihre Gedanken nachzuvollziehen als die ihrer kleinen Schwester Lottie.
Die Geschichte an sich strotzt vielleicht nicht geradezu vor Spannung, einiges ist recht vorhersehbar, aber trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Auch wenn ich mich manchmal über Lottie geärgert habe, war es eigentlich genau das, was ich erwartet habe: Ein Buch, das sich schnell liest, mich zum Lachen bringt und mit einer Protagonistin, die viele Dummheiten anstellt und somit das Chaos von Anfang an in Sicht ist. 
Zum Anfang muss ich auch noch sagen, dass ich den kurzen Prolog sehr gut gewählt fand. Denn diesen konnte ich inhaltlich zuerst überhaupt nicht der folgenden Geschichte zuordnen und er hat mich damit sehr neugierig gemacht.

Insgesamt ist Das Hochzeitsversprechen vielleicht nicht Sophie Kinsellas bester Roman, aber bei mir hat er genau seinen Zweck erfüllt. Ich konnte mich mit dem Buch sehr gut entspannen und es hat mich wiederholt zum Lachen gebracht. Besonders erfreut war ich über den Wechsel der Perspektiven, durch den man einen Einblick in das Leben und die Gedanken beider Schwestern bekommen hat. So schafft er gewissermaßen einen Ausgleich zu Lotties etwas überzogener Art, da Fliss im Vergleich um vieles erwachsener wirkt. Aber beide Schwestern haben ihre Fehler und treffen "unglückliche Entscheidungen", die dem Buch eine große Portion Humor verleihen.