Rezension

Spannend und doch ganz anders als erwartet!

Sommer der Wahrheit - Nele Löwenberg

Sommer der Wahrheit
von Nele Löwenberg

Das Verhältnis zwischen Sheridan und ihrer Adoptivfamilie ist kompliziert. Sie wurde im Alter von 3 Jahren, nach dem plötzlichen Tod ihrer Familie, von der Familie Grant adoptiert. Sie ist dort das einzige Mädchen neben 4 älteren Brüdern, wobei gerade der jüngste Bruder Esra ihr noch zusätzlich das Leben schwer macht. Nicht nur das sie die einzige Tochter der Familie ist, sie selbst empfindet sich auch soviel anders als ihre Brüder und ihre Adoptiveltern. Schon dieser Einstieg zeigt, dass es Sheridan, die eigentlich in einer wohlhabenden Familie lebt, nicht einfach hat und voller Konflikte ist. Man lernt Sheridan als ein junges, fröhliches Mädchen, voller Talente und Energie kennen. Und schon beim Lesen versteht man, warum Sheridan irgendwie die ganze Zeit auf der Suche nach ihren Wurzeln ist. Umso mehr leidet man beim Lesen mit ihr, wenn man mit den Ungerechtigkeiten, die ihre Adoptivmutter im Grunde ständig an ihr auslässt, konfrontiert wird. Und dadurch nimmt die Geschichte dann auch rasant an Fahrt auf. Nicht nur dass Sheridan sicher auf der Suche nach ihrem Glück sich mit diversen Männern einlässt, sondern es passieren ihr auch Dinge, die in einer Familie nicht passieren sollten. Die Lösung der Geschichte endet dann relativ abrupt, der finale Schluss ist sehr dramatisch für alle Beteiligten. Für mich als Lesenden war es ein wenig zu abrupt und das Ende hätte vielleicht auch anders sein können – aber das ist ja die Freiheit der Schriftstellerin. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich fand es spannend und schlüssig geschrieben. Nicht so gut fand ich die vielen Personen, die zum Teil nur am Rande mitspielen. Das ist manches Mal ganz schön verwirrend gewesen und ich musste das eine oder andere Mal auch zurückblättern um einige Passagen über die betreffende Person noch mal zu lesen. Andere Personen wiederum, werden nach längeren Erklärungen dann gar nicht mehr erwähnt. Die Person von Sheridan hat mir gut mit ihren Charakterzügen gefallen – bestimmte Handlungen von ihr konnte man auch gut nachvollziehen, andere wiederum nicht – aber so sind ja Menschen an sich auch. Auch die Situation in den ländlichen Gebieten und in der Schule in den USA finde ich sehr gut recherchiert und sehr informativ. Das was ich durch meine Kinder dort so vorgefunden habe – entsprach in etwas dem Geschriebenen. Ich denke allerdings, wenn das Buch veröffentlich worden wäre, ohne dass man wüsste, das es von Nele Neuhaus geschrieben ist, hätte es nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Ich kann dieses Buch empfehlen – es liest sich gut weg in einem Rutsch. Nele Neuhaus weiter so - ich bin gespannt auf weitere Bücher und lese diese immer wieder gern.