Rezension

Was für ein Sommer

Sommer der Wahrheit - Nele Löwenberg

Sommer der Wahrheit
von Nele Löwenberg

Bewertet mit 5 Sternen

Sheridan Grant ist adoptiert. Ihre Eltern sind bei einem Unfall um's Leben gekommen. Seitdem lebt sie mit 4 Brüdern bei ihren Adoptiveltern Rachel und Vernan Grant in Nebraska auf einer Farm. Sheridan hat es nicht immer einfach, denn ihre Adoptivmutter ist sehr streng und macht ihr das Leben zeitweise wirklich zur Hölle. Musik hilft ihr immer wieder darüber hinweg, denn Sheridan singt sehr gern, spielt Klavier und komponiert ihre Lieder am liebsten selbst.

Da sie daheim nicht gerade mit Liebe überschüttet wird, holt sich die 15-jährige ihre Streicheleinheiten bei den Männern, die für ihren Vater auf der Farm arbeiten. Seitdem sie sich bei ihrer Tante Isabella einige Bücher ausleihen durfte, kreisen ihre Gedanken immer öfter um den Wunsch nach sexuellen ersten Erfahrungen.

Und außerdem möchte sie zu gerne mehr über ihre leibliche Mutter erfahren, und als sie zufällig alte Tagebücher entdeckt, kommt sie der Wahrheit nach und nach immer näher.

Meine Meinung

Ich habe mich sehr gefreut davon zu hören, dass Nele Neuhaus unter ihrem Mädchennamen einmal keinen Krimi geschrieben hat, sondern einen Roman.
Mit dem Wechsel des Genres hat sie auch gleich die Örtlichkeit ausgetauscht, denn der Sommer der Wahrheit spielt in Nebraska zu Beginn der 90'er.

Durch ihren gewohnt flüssigen Schreibstil war es ein leichtes, sich einzulesen und ich muss gestehen, ich fühlte mich ziemlich bald sehr wohl.
Zwar ist der Start gleich einem Stoß in's kalte Wasser, doch die Sheridan, die hier zu Beginn einen schlechten Einstieg hinlegt, entpuppt sich schnell als ziemlich ausdauernde Persönlichkeit, die sich so schnell nicht unterkriegen lässt. Nur im Umgang mit ihren "Bettgeschichten" ist sie mir etwas zu naiv und begibt sich schnell in Situationen, die sie nicht immer kontrollieren kann.

Die Giftspritze der Geschichte ist hier eindeutig Rachel, die Adoptivmutter. Sie ist griesgrämig und nie zufrieden, egal was Sheridan auch unternimmt. Lediglich ihr jüngster Sohn Esra wird von ihr verhätschelt und mutiert so zum echten Widerling.

Adoptivvater Vernan Grant hingegen spielt eher im Hintergrund, häufig ist er garnicht da, denn die Farmarbeit lässt ihm kaum Zeit für die Familie, manchmal ist sein Fehlen fast schon als Flucht anzusehen.

Obwohl dies kein Krimi ist, konnte die Autorin wohl nicht ganz aus ihrer Haut, denn ich finde es sehr spannend und lässt somit auch immer wieder kriminalistische Zügeerkennen.

Innerhalb von 2 Tagen habe ich diese fast 500 Seiten förmlich verschlungen und hinterher verspürte ich so etwas wie Ärger in mir, weil ich mir nicht mehr Zeit zum Geniessen genommen habe.

Nele Löwenberg ist hier sehr vielseitig aufgetreten, das gefällt mir sehr gut. Es geht viel um Familie, um Liebe und Eifersucht, Enttäuschung und Zorn, aber auch um's Erwachsen werden und Vertrauen.

Unterm Strich

Ich habe mich mitreißen lassen in diesem Strudel von Gefühlen und Erkenntnissen, bin mit Sheridan durch alle Höhen und Tiefen gegangen und immer noch begeistert, dass Frau Löwenberg/ Neuhaus nicht nur gute Krimis schreiben kann.