Rezension

Überraschend gut trotz Schwächen.

Sommer der Wahrheit - Nele Löwenberg

Sommer der Wahrheit
von Nele Löwenberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die junge Sheridan Grant lebt zusammen mit ihren strengen Adoptiveltern und -geschwistern auf einer Farm im weitläufigen Nebraska der 1990er Jahre. Das Leben dort ist alles andere als einfach, vorallem ihre ultrakonservative und gehässige Mutter Rachel macht dem jungen Mädchen das Leben schier unerträglich. Doch Sheridan wehrt sich gegen die kleinen und großen Hürden des Alltags so gut es geht und entwickelt sich zu einer jungen Frau mit besonderen Talenten und Visionen. Bis sie eines Tages auf etwas stößt, was ihr ohnehin schon seltsames Leben nun vollends auf den Kopf stellt.

 

Meine Meinung:

Da dies mein erstes Buch von Nele Neuhaus war, die dieses Mal unter dem  Pseudonym Nele Löwenberg geschrieben hat, kann ich keinen Vergleich zu ihren Krimis ziehen und bin daher ohne besondere Erwartungen an das  Buch herangegangen.

Wir werden mit der bewegenden Geschichte der zunächst 14-jährigen Sheridan konfrontiert. Das Buch erstreckt sich über mehrere Jahre, wodurch man die Entwicklung von ihr sehr gut verfolgen kann. Nun aber zu Sheridan selber. Sie ist eine zarte Persönlichkeit, die stark auf der Suche nach Zuneigung, Liebe und Heimat ist. Das lässt sie leider ziemlich naiv wirken was teils recht nervenaufreibend war. Andererseits muss man ihr zu Gute halten, dass Sheridan wirklich nicht vom Glück geküsst ist und es daher irgendwo verständlich ist, wie sie sich in manchen Situationen verhält. Auch wenn einige Szenen viel zu überzogen waren. Ich meine da allen voran ihre befremdlichen Beziehungen - ziemlich schnell ist im Buch ein Punkt erreicht, in der Sheridan in jedem männlichen Wesen einen potenziellen Liebhaber sieht und da auch mit aller Macht versucht, diese  genau davon zu überzeugen - das war schon ein wenig anstrengend zu lesen. Sie scheint das Gefühl zu lieben, verliebt zu sein. Und zwar so sehr, dass sie stellenweise sehr gutgläubig alles hinnimmt. Auch die zahlreichen Nebencharaktere waren allesamt zwar ganz nett, stellenweise aber ebenfalls überdramatisiert. Einige Charaktere waren an Boshaftigkeit kaum zu überbieten, andere wiederrum haben Sheridan viel  Kraft, Trost und Hoffnung geschenkt. Trotzdem war ich von Beginn an total an dieses Buch gefesselt, was vorallem an dem tollen  Schreibstil und den  schönen Landschaftsbeschreibungen lag. Und irgendwie eben auch an Sheridan. Denn trotz ihrer sehr speziellen Art kam sie sehr sympathisch rüber und man musste einfach mit ihr leiden.

Was mir aber auch ein wenig in dem Buch gefehlt hat, war ein roter Faden. Denn auch wenn sehr vieles passiert auf diesen knapp 600 Seiten, so passiert jedoch nichts, was ausschlaggebend für die Story und vorallem für den Titel ist. Auch war mir bis zum Schluss nicht klar, in welchem Genre das Buch angesiedelt ist. Es war teils einfach eine detailreiche Dokumentation eines Mädchens vom Land.

Trotz aller Kritik muss ich sagen, dass ich mich vom Buch gut unterhalten gefühlt habe auch wenn manches nicht ganz so logisch erschien. Eine Leseempfehlung spreche ich daher aus!