Rezension

Tod, Tod, Tod

Das Kartell
von Don Winslow

Bewertet mit 4 Sternen

Zurückgezogen lebt Art Keller in einem Kloster, wo er sich um die Bienen kümmert. Vor einiger Zeit hat er mit einem Trick den Drogenboss Adán Barrera ins Gefängnis gebracht. Als dessen kleine Tochter an einer schweren Krankheit stirbt, will der Vater ihr unbedingt die letzte Ehre erweisen. Dafür ist er bereit einen Preis zu zahlen, er verrät den Behörden einiges über die herrschenden Kartelle. Als Gegenleistung will er den Rest seiner Strafe in Mexico absitzen. Die US-Behörden stimmen der Bedingung zu, nicht ahnend, dass das mexicanische Gefängnis in Teilen von Barrera beherrscht wird. Ein Gefängnis, in dem Barrera ein lockeres und sicheres Leben führen kann und wo er die Neuordnung des Drogenmarktes planen kann. Doch zunächst setzt er ein Kopfgeld von zwei Millionen Dollar auf Keller aus, worauf dieser zu seinem Schutz wieder aktiviert wird.

 

Drogenhandel zwischen Mittel- und Nordamerika, ein hartes Geschäft in Teilen wie ein Konzern geführt, gäbe es da nicht die Rivalitäten und Kämpfe um die Vorherrschaft auf dem Markt. Ein Business, das eine Spur von Toten hinterlässt, eine breite Spur. Ein Geschäft, für das auch der DEA-Mitarbeiter Art Keller seine Seele verkauft hat. Einst befreundet sind Keller und Barrera nun auf den Tod verfeindet. Doch weil andere Machtspiele zunächst wichtiger sind, wird das Persönliche hintenangestellt. Das ganze Land ist von diesem Krieg erfasst, wer nicht spurt, kann sich schnell in tödlicher Gefahr befinden. Wer nicht bestochen werden kann, stirbt. Einzelne Gruppierungen beherrschen bestimmte Landstriche. Allianzen, auf Gräbern geschlossen, können je nach Bedarf wechseln. Selbst die Behörden und Regierungen sind nicht gefeit. 

 

So wie man im wahren Drogenkrieg Mittelamerikas die Toten nicht mehr zählen kann, so mag man hier irgendwann die Leichen nicht mehr zählen. Immer mehr scheint die Lage zu eskalieren. Krieg und Tod unterbrochen von erschütternden Geschichten, die schleichende Abstumpfung der per Definition Guten, wohingegen manche der sogenannten Bösen hin und wieder sogar ein wenig Menschlichkeit anklingen lassen. Ein Gemälde, das schwer zu ertragen ist, und das mit seinen immer neuen grausamen Facetten und Einzelheiten doch fasziniert. Mit Schrecken ist nach einer kurzen und mit Absicht nicht sehr intensiven Internetrecherche festzustellen, dass viele der Schilderungen wahrscheinlich nicht allzu weit hergeholt sind. Ein bitteres Buch, das zwar Hoffnung auf ein Atem holen gibt, aber kaum Hoffnung auf ein Ende des Krieges.