Rezension

Abgetaucht

Manhattan Beach - Jennifer Egan

Manhattan Beach
von Jennifer Egan

Bewertet mit 3.5 Sternen

New York, Anfang der 1940er: die taffe Anna muss wie viele Frauen die Jobs der Männer übernehmen, die in Übersee an der Front sind. Sie arbeitet in der Marinewerft, noch allerdings am Fließband. Sie wünscht sich sehnlichst den Job als Taucherin, ein Novum. Auch zuhause erwartet sie ein anstrengender Alltag, hat der Vater doch die Familie verlassen und Anna muss sich gemeinsam mit ihrer Mutter um die behinderte Schwester kümmern.

Ich fand den Ausflug in diese Zeit sehr spannend, die Situation in einem Kriegsland weit ab von der Front. Auch über die Taucherinnen der Marinewerft wusste ich vorher quasi nichts, habe einiges dazugelernt. Trotzdem hätte ich mir doch erhofft, dass der Fokus etwas mehr auf diesem Thema liegt, es nimmt doch sehr viel weniger Raum ein als erwartet. Der Zeitkolorit wirkt sehr authentisch und bildhaft, die Stimmung der Bevölkerung wird gut wiedergegeben, auch die Ausflüge in die Welt von Glamour oder zwielichtigen Nachtclubs gelingen der Autorin sehr gut. Den Erzählstil mochte ich sehr, den Aufbau der Handlung weniger. Immer wieder gibt es Rückblicke und noch mehr Rückblicke, die Perspektive wechselt nicht immer nachvollziehbar zwischen drei Personen hin und her. Mir war das zwischenzeitlich zu gewollt. Mir war zudem das Ende ein bisschen zu mainstream, das passte nicht so gut zum Rest der außergewöhnlichen Handlung. Insgesamt für mich ein nicht ganz runder Roman, der trotzdem auch einiges zu bieten hat.