Eine außergewöhnliche Geschichte über drei Männer und die Kuriosität des Schicksals.
“Der Blumensammler” ist mein erster Roman von David Whitehouse und ich muss sagen, dass mich die ersten Seiten recht verwunderten. Wollte dieses erste Tiefseekapitel in dem Professor Cole bei einer Expedition fast ertrunken wäre, der dann aber mit dem Leben und der erfolgreichen Bergung eines Flugzeugschreibers davon kommt, überhaupt keine Richtung zu einem Blumensammler erkennen lassen.
Meine Neugier war also entfacht! Wie würde David Whitehouse diesen gewagten Bogen spannen? In den kommenden Kapiteln präsentiert der Autor häppchenweise die einzelnen Puzzlestücke aus dem Leben des Blumensammlers Peter Manyweathers, aus dem Leben des jungen Dove und ein paar Einzelheiten über den bereits erwähnten Professor, bis sich zum Schluss die einzelnen Teilchen zueinander finden und sich die ganze Farbenpracht und Schönheit des Puzzles offenbart. Dabei bewegt sich Whitehouse auf unterschiedlichen Zeitebenen, in einem Handlungsstrang begleitet der Leser Peter Manyweathers in den 80er Jahren und in einem anderen Strang scheint sich Dove in der Gegenwart zu befinden. Bei dem letzten und am wenigsten bedachten Teil der Geschichte konnte ich die Ebene zeitlich nicht so richtig einordnen, aber ich denke die Geschichte von Professor Cole ist auch in der Gegenwart festzulegen.
"Das machen wir Menschen immer mit Dingen, die wir nicht ansatzweise begreifen können. Wir verleihen ihnen einen Zauber, und dadurch werden sie dann selbst zur Magie." (Der Blumensammler, Seite 164)
Für mich kam der Roman einer Schnitzeljagd gleich, die Zusammenhänge lassen sich erst langsam zusammensetzten und deshalb benötigte ich auch etwas Zeit um in die Geschichte richtig eintauchen zu können. David Whitehouse hat mich mit seiner Erzählkunst und seiner bildhaften Schreibweise, die sich vor allem durch tolle Metaphern hervorhebt, förmlich an seinen Lippen kleben lassen.
“Der Blumensammler” hat mich wirklich überrascht, denn ich hätte niemals mit einer solch eigenartigen und kuriosen Geschichte gerechnet. Von der Leidenschaft zu Blumen über die Freundschaft hin zu einer tiefen Liebe, über Verlust und die Suche nach der eigenen Herkunft, haftet dem Roman bis fast zuletzt kein Kitschhaftigkeit an. Die Auflösung zu dem am Anfang gefundenen Liebesbrief empfand ich dann allerdings doch als etwas zuviel des Guten.
"Wenn man eine Milliarden Jahre alte Vergangenheit zwischen den Zehen spürt, dann ist das eine sehr passende Erinnerung daran, wie flüchtig und unbedeutend das Leben doch letztendlich ist. Vielleicht kann ja die Erkenntnis, dass wir nichts als Sandkörner am Strand der Geschichte sind, unsere Trauer um das Ende des Lebens ein wenig lindern." (Der Blumensammler, Seite 338)