Rezension

Abenteuerliches Finale, das viel Platz für Spekulationen während des Lesens bietet.

Die Spiegelreisende - Christelle Dabos

Die Spiegelreisende
von Christelle Dabos

Bewertet mit 5 Sternen

Spannendes Finale, das im Mittelteil zur Spekulation einlädt und am Ende einige Überraschungen bereit hält.

Achtung! Dieses Buch ist der vierte und finale Band der Reihe "Die Spiegelreisende". Spoiler auf den Inhalt der vorangegangen Bände sind sehr wahrscheinlich!! Es empfiehlt sich, die Bücher in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen!

 

Im finalen Band der Reihe begleiten wir Ophelia, die sich auch weiterhin als Eulalia ausgibt, und Thorn auf ein letztes Abenteuer. Noch immer ist die Identität des Anderen nicht geklärt. Und weiterhin brechen die Archen auseinander. Gemeinsam mit alten und neuen Freunden begeben sich die Beiden an einen Schauplatz, der in den vorherigen Bänden bereits mehrfach erwähnt wurde, allerdings keine große Rolle gespielt hat.

 

Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir wie auch in den bisherigen Bänden sehr gut. Der Schreibstil und die wirklich tolle und fantasiereiche Welt konnten mich direkt wieder begeistern. Allerdings wurde mir schon zu Beginn sehr schnell klar, dass dieser Band anders werden würde. Sehr schnell verändert sich die Stimmung auf Babel und vieles ist nicht mehr wie gewohnt. Zudem erreichen Ophelia und Thorn den finalen Ort, an dem alle Fäden zusammen laufen. Die Suche nach dem Anderen und Eulalia Gort nehmen immer mehr an Fahrt auf. Doch wie man es bereits kennt, ist nichts so wie es anfangs scheint und dann doch aber wieder anders als man denkt.

 

Die Suche nach Eulalia und dem Anderen nimmt den größten Raum des Mittelteils ein. Hier arbeitet die Autorin mit sehr vielen Sprüngen bzgl. Sichtweisen, Zeit und Ort. In diesem Abschnitt musste ich mich durchaus konzentrieren der Geschichte zu folgen. Allerdings konnte ich dank des flüssigen Schreibstils und meiner unbändigen Neugierde ohne Probleme durch die Seiten fliegen. Viele Fragezeichen bauten sich dabei in meinem Kopf auf und ich habe tatsächlich manchmal vom Buch aufgeschaut und musste das Ganze mal kurz sacken lassen. Nur um dann direkt wieder meinen Blick zu senken, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weiter geht. Am schwierigsten war für mich in diesem Abschnitt das zunehmende Verschwimmen von Eulalia und Ophelia.

Durch den gerade beschriebenen Aufbau der Geschichte wirkte einfach Alles zwischenzeitlich sehr konfus und durchaus wirr.

 

Allerdings hat die Autorin es geschafft, mich bis zum Ende durch dieses nicht ganz anspruchslosen Wirrwarr zu führen ohne mich ein einziges Mal zu verlieren. Am Ende der Geschichte wurden für mich eigentlich alle bisherigen offenen Fragen beantwortet. Das Ende selbst hat mich dann aber wieder dazu verleitet viele neue Gedankengänge in meine Kopf zu entwickeln, bei denen ich mich noch nicht entschieden habe wohin die Reise geht. Neben den offenen Fragen wurden auch die Handlungsstränge abgeschlossen. Dennoch sehe ich in dem Ende durchaus Potential nochmal weitere Bände der Reihe hinzuzufügen.

 

Die Charaktere konnten mich auch in diesem Buch wieder begeistern. Ich finde sie wunderbar ungewöhnlich. Viele Charaktere, allen voran Ophelia, machen während der Geschichte eine deutlich Veränderung durch. Ophelia selbst wird deutlich selbstbewusster und irgendwie auch spannender. Zu Beginn des ersten Teils hätte ich niemals gedacht, dass ich sie einmal so ins Herz schließen würde.

Allerdings gibt es in diesem Band der Reihe einige Charakter, die nicht wirklich wichtig für die Geschichte sind und dann doch wieder sehr viel Raum bekommen. Andere Charaktere dagegen sind am Ende wichtiger, als man anfangs dachte. Das hat mir zum Teil gut, zum Teil aber auch nicht so gut gefallen. Überraschen konnte mich das Buch dadurch aber umso mehr.

 

Aber auch ein sehr gutes Buch ist selten ohne Schwachstellen. Und so habe ich auch bei diesem Buch, auch wenn es mir wirklich gut gefallen hat, ein paar Kleinigkeiten gefunden, die mir weniger zugesagt haben.

Zum einen sind das verschiedene Handlungsstränge und Personen, die während der letzten zweit Bände aufgebaut wurden und dann überhaupt keine Bedeutung am Ende spielen. Sie sind weder entscheidend für den Ausgang der Geschichte, noch haben sie einen besonderen Spannungsfaktor. In meinen Augen hätte die Autorin hier etwas mehr herausholen können.

 

Insgesamt kann ich sagen, dass dieser finale Band unerwartet war. Er konnte mich überraschen, hat mich zum Lachen und zum Verzweifeln gebracht und mich auf alle Fälle gut unterhalten. Das Ende hätte ich mir anders gewünscht, allerdings stellt mich die Aufklärung zufrieden. Deshalb gebe (nach reichlicher Überlegung) 5 Sterne.